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25Die
Übersetzung
Reformatoren in die Richtung des offenen Höllenrachens peitschen. Und zwar in weit-
gehend umgekehrter chronologischer Reihenfolge Hieronymus den von Behemoth ge-
tragenen Zwingli, Augustinus den auf Abaddon reitenden Calvin, Ambrosius den von
Asmodel getragenen Luther und Gregorius den von Beelzebub geschleppten Hus.
Der Wiener Druck verzichtet natürlich auf die italienischen Widmungen der Her-
ausgeber sowie auf die im Titel jeweils angekündigten, auf den Text der Sferza folgen-
den Briefe Marinos. Ungeklärt bleibt die Frage, welche der oben erwähnten Ausgaben
des Originals die Grundlage für Heinrich Schmidts Übersetzung darstellt. Der in der
Fußnote 7 (S. 44) übernommene Verweis auf eine Stelle des Matthäus-Evangeliums
(Matt. 11.16) ist im Gegensatz zu dem Hinweis auf Exodus 33.5 zwar nicht nachvoll-
ziehbar, bietet aber in dieser Form die Möglichkeit, die Ausgabe Neapel 1626 auszu-
schließen, weil dort deutlich Matt. 12.16 steht. Insgesamt scheinen die Angaben in
den Fußnoten sehr unverlässlich zu sein, denn sowohl in der Ausgabe von Mailand
1626 als auch in jener von Neapel 1626 findet man als Verweis bei Fußnote 9 Psalm
179, was angesichts der nie über 150 hinausgehenden Zählung nur ein grober Irrtum
sein kann, den die Wiener Übersetzung offenkundig ohne Prüfung schlicht auf Psalm
17 korrigiert.
Die Details zu den Veränderungen des italienischen Fließtextes in der Übersetzung
werden im Stellenkommentar systematisch dokumentiert. Hier seien beispielhaft für
die Vorgangsweise des Übersetzers nur die folgenden Passagen angeführt, in welchen
vor allem die von den Kalvinisten ausgehenden Gefahren für die französische Monar-
chie thematisiert werden :
Quanto al primo, vorrei sapere chi siete voi siete Dottori, o sedutori ? correttori, o corrottori ?
interpreti, o critici ? legislatori, o sindici ? maestri, o pedanti ? riformati, o difformati ? Apostoli,
o Apostati ? Christiani, o Antechristi ? lunatici, o spiritati ? huomini, o bestie ? vi chiamate, &
sottoscriuete Pastori. Certo s’io guardo alla vostra ignoranza, mi parete più tosto pecore, che
pastori ; ma s’io miro alla vostra malitia, ui giudico più tosto lupi, che pecore. (S. 16f.)29
So vil das erste nun betrifft/ möcht ich wissen/ wer Jhr seyt : ob Jhr dann gelehrte/ oder nur
verfuhrer/ züchtiger oder verhetzer/ Außleger oder Spötter/ gesetz-geber oder verbrecher/
Maister oder schulbuben/ verbessert oder verbösert/ Apostel oder abtrünnige/ Chri<27>sten
oder wider-Christen/ Monsichtige oder besessene/ Menschen oder Vieh seyt ? Jhr nennt vnd
vnderschreibet euch zwar Hirten : Wann ich ewre Thorheit aber genau besieh/ so scheinet Jhr
29 Ich zitiere die Ausgabe Mailand 1625 nach dem Exemplar der Bibliothèque Nationale de Paris ; vgl. auch
die moderne Ausgabe Giovan Battista Marino : Il Tempio e La Sferza. A cura di Gian Piero Maragoni.
Rom : Vignola 1995.
Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79696-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 170
- Schlagwörter
- Giambattista Marino, translation italian-german, Counterreformation, Giambattista Marino, Übersetzung italienisch-deutsch, Gegenreformation
- Kategorien
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