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sie nit anderst vom Verstand/ als nach jhrem Vnverstand/ vrtheilen. Wann diese
gleichwol die meisten/ die mehrsten Wahlen aber gelten müssen/ schließ Jch
drauß/ daß vmb willen eine Stimm/ keine ist/ der Herr ein schlechts gewonnen
habe/ in deme Jch jhm die meinige gegeben : Will also <XV> nit verdienen/ daß
Er Mir sein Werklein zuschreiben/ vnd seine Müh so übel angelegt soll haben.
Schrifften/ die/ (wie diese) so verhast sind/ müssen einen solchen Nahmen am
ersten Blat führen/ gegen dem die Ehrerbietung/ wegen Gewalt desselben/ oder
Wiessenschafft/ vermöge/ die Wieder-Sinnigen entweder zuerschrekken/ oder
stumm zumachen. Mit mir wirds der Herr verärgern ; dann die wir Wiedersa-
chern/ müssen Mammelukken heissen/ sein die verhassesten ; <XVI> bevorauß/
welche Neulinge im Stand sind.
Damit Er aber sehe/ daß ich was von seiner Arbeit halte/ bin Jch zufrieden/
etlich Scheiter dieser Haß-bürd zutragen/ mit der Jch jhn schon allbereit bela-
den sehe. Man wird jhm vorwerffen/ Geistlichen gehöre es/ nit seines gleichens/
sich in Glaubens-Streitte einzumengen : Er gebe aber zur Antwort/ daß der das
Welsche geschrieben/ auch kein Münch/ sondern ein Ritter gewesen seye ; vnd
wie vor allen dingen/ jeder Tugend-liebende/ soll wissen seines Glaubens Re-
chenschafft <XVII> zugeben/ also hab Er die erste Neigung zum Wissen/ gegen
dem Glauben bezeugen wollen. Man geht ja auff der Glaubens-Strassen gegen
Himmel : dahin ist diese einige ; aber es sind viel Jrr-Weg ; die sein breit/ vnd
vmb ein gutes lustiger : Wer jhm dann dieselben nit verhast macht/ den verführt
das Fleisch ; dem Beichten/ Fasten vnd gehorsamen (Früchte deß Glaubens) nit
will eingehen. Der rechte Weg ist eng ; Dornicht/ aber einem jeden offen ; da-
her jhn alle sollen kennen lernen ; Kinder/ Narren/ vnd wieviel jhr wollen seelig
wer<XVIII>den. Dann wann allein der Fuhrman/ weil das Reisen seine Handtie-
rung/ solte die Weg wissen/ wurde folgen/ daß alle andere daheim bleiben/ oder
getrungenlich mit jhnen reisen müsten. Aber alle müssen glauben/ vnd daher
auch alle wissen/ was Sie glauben/ weil Sie alle wollen seelig werden. Wie aber
nit allein die Aerzte/ sondern jeder Christ den andern/ in Kranckheiten besu-
chen/ vnd mit Rath vnd That soll beyspringen/ also meine Jch/ der Herr thu
auch ein gutes Werkk/ wann Er/ vngeachtet/ Er kein Geistlicher/ <XIX> dise
Peitschen/ übersetzt hat. Kauffleuth/ (wie der Herr ist) pflegen ohne das/ ja mehr
als eine Wahr zuführen : Wie kan Er aber eine bessere verlegen/ als die zur Seel
gehört ? vnd zwar zu seiner eignen : Er hat den vortheil eines Bekken : deß Brodts
Er verkaufft/ ißt Er selbsten. Vnd dunkt mich im Glauben/ derselbe vortheil
nicht klein sein/ wo man so zur gnüge vnterricht ist/ daß man etwas zu vergeben/
das ist/ die schwächern zu stärken hat. Weiß sonst im übrigen/ daß der Herr
bey diser Wahr/ kei<XX>nen Gewinn/ sondern die Ehr sucht : Es ist aber eben
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Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
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- Titel
- Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79696-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 170
- Schlagwörter
- Giambattista Marino, translation italian-german, Counterreformation, Giambattista Marino, Übersetzung italienisch-deutsch, Gegenreformation
- Kategorien
- Weiteres Belletristik