Seite - 45 - in Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
Bild der Seite - 45 -
Text der Seite - 45 -
45Textedition
gemeinschafft mit den schwestern Lazari/ daß er von der offnen Sünderin sich
anrühren/ vnd die Heyden auffnehmen liesse/ vmb jhre gunst zuhaben ; daß er
die Ehebrecherin verthädigt/ vnd andere tausend sachen mehr. Wo ist diß ver-
leumbden mehr nun/ alß bey euch/ zufinden ? Zu geschweigen anderer/ deren/
weil sie schon vorbey gangen/ ich deßwegen nit gedencke/ damit ich <37> nit zu
weitschweiffig werde/ vnd rede von denselben nur allein/ mit denen Jhr dasselbe
euer gegenwertigs Wercklein/ vbersudelt habt/ als/ in dem Jhr den gehorsamb/
vnd die zucht vnsers Glaubens/ bald einen eigennutzigen wahn/ vnd einen wis-
sentlichen vnverstand/ benambt ; bald den Pabst für einen geitzhals/ vnd vnersätt-
lichen entzieher der weltlichen Gütter außschreyt/ bald die arme Jesuiter (aber
fälschlich) beschuldigt/ daß sie wider dise Cron verräthereyen angesponnen/ die
Jugend verkehrt/ alles vbel vnd vnglück vber Franckreich gebracht/ tausend <38>
ergernuß/ vnd vnzehliche auffruhren/ in der Christenheit erregt haben. Fählen
etwann erschröckliche geschwätz/ mit denen Jhr auffs vngebührlichste/ vil lobs-
vnd würdens-wehrte Leuth täglich angreifft ? vmb welches willen billich wider
euch gesagt wird/ was auch Johannes der Tauffer wider die Juden.8 O Jhr Natter-
gezücht ! Vnd nit weniger von euch verstanden werden/ die vor außgelassene wort
deß Profeten/9 die jhre zungen schärpfen/ als wie die Schlangen. <39>
Jch muß hinzu setzen/ daß eben jener eigen-nutz/ der die Juden von bekehrung
zu dem Glauben abhält/ euch auch nit auff den weg der warheit kommen lasst.
Jch halt die Juden nit vor so bethört/ daß sie jhren eignen Jrrthumb nit erkennen
solten/ wann sie von dem leichtfertigen geitz deß verbottnen wuchers/ nit zurück
gehalten würden/ als den sie in vnsrem Glauben nit wurden treiben dörffen.
Mit euch geschicht ein gleiches/ (ob zwar solches bey den Teutschen vnd
den Englischen Widersprechern waarer ist) daß Jhr vmb die eingezogene
Geist<40>liche Güter vnd Einkommen (die Jhr albereit zu vätterlichen Erbt-
heilen gemacht) nit zuverlassen/ nimmer auff den rechten weg gelangen wolt :
Welche Renten zwar/ vnangesehen/ sie vom König euch der ordnung nach/
seynd eingeraumbt/ Jhr gleichwol wider Recht besizzet/ massen ja mit keinem
guten Gewissen/ Kirchen-Gütter besizzen können/ die jenigen/ die derselben
Kirchen Feinde seynd.
Vnd in warheit ist sehr groß (Jhr könt es selbst nit laugnen) die milde dises
frommen Fürstens/ daß er euch im Reich geduldet/ ohn euch im geringsten <41>
zu beschwehren/ oder zu belästigen/ da er auffs wenigste/ euch die zugelassne
Freyheit/ eben so bedingen könte/ wie die andere Fürsten etwann auch die Juden/
8 Matt. 25.
9 Ps. 17.
10
20
30
Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79696-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 170
- Schlagwörter
- Giambattista Marino, translation italian-german, Counterreformation, Giambattista Marino, Übersetzung italienisch-deutsch, Gegenreformation
- Kategorien
- Weiteres Belletristik