Seite - 48 - in Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
Bild der Seite - 48 -
Text der Seite - 48 -
48 Textedition
<51> Haynen/ vmb nichts anders seynd erfunden worden/ alß damit im finstern
derselbigen/ die tieffen vnd vnergründlichen Geheimnussen der Gottheit ver-
schlossen würden ?
Wann nun die Heyden vber jhrer Götter Ehr so sehr geeyffert/ warumb wolt
Jhr Obristen vnnd Vorsteher der vermeinten neu-gebesserten Lehr/ die zärte
der heiligen Schrifft vnder den händen der Pöffel-sinnen/ besudlen lassen ? wolt
euch auch noch einen ruhm behaupten/ als hettet Jhr disen nutzen in Franck-
reich gebracht : Diese gleichformige gegen-lagen/ vnd so hübsch vber<52>ein
treffende ähnlichkeit in acht gezogen/ muß man schliessen/ daß Jhr entweder
Teuffel in fleisch gekleidt/ oder verteuffelte Menschen seyt ? Wär dahero meiner
meinung nach vil besser/ euch wie die besessnen zubeschwören/ alß vernunfft
vnd ansehen mit euch brauchen wollen ; hiermit nun find ich mich/ fast auff die
erste frag vergnügt/ vnd fange allgemach an zu begreiffen wer Jhr seyt.
Das andere betreffend/ so sagt mir : Warumb schreibt Jhr/ vnd was hat euch
bewogen/ diß euer büchel außzusprengen/ worinnen nichts/ alß ein eytels
ge<53>plauder/ spott-haffte fürwürff/ vnd vngegründte gründ seyn ? Wie ists
möglich/ daß Jhr euch von so vberschwencklicher vermessen- vnd vnhöfflichkeit/
mit ekkel vnd verdruß eines jeden/ der nur ein wenig verstand hat/ habt können
vbernehmen lassen ? Wer jmmer hat euch angeleit/ mit solchen verleumbdun-
gen zu-zuwerffen/ vnd mit solchem zorn zu verbittern/ wider Leuthe/ deren
handwerck die demuth ist ? Woher habt Jhr denselben neid vnd widerwillen/ den
Jhr wider die arme seugling der Gesellschafft JEsu außlasst/ vnd deren guten
nahmen Jhre so grimmig angreifft ? <54>
Villeicht weiln etwann einer vnder jhnen/ eure Lehr-gründ in seinen predigen
widerlegt/ vnd eure fallsche bekantnuß verflucht hat ? Weil derselbe dann/ das-
selbige sein ambt so wol verricht/ welches den Posaunen-bläsern deß Heiligen
Geists/ auß befelch deß Herrn gebührt/ Schrey vnd hör nit auff/ erhebe dein stimm/
wie eine Posaunen/ vnnd verkündige meinem Volck jhre Laster) so müssen sie von
euch nit allein bestritten/ sondern mit beschmähungen/ vnd garstigen verspöt-
teln außgenahmelt werden ? vil<55>leicht braucht Jhr auch nit alle künst/ vnd
wendet alle macht an/ der Königen zorn/ wider selbe anzufeuren/ mit sagen/ daß
sie einem oder andern König zum nachtheil geschriben haben ? warumb sagt Jhr
aber nit/ daß Jhr die Magdeburgische Lehr auch in Franckreich auffgebracht/ als
die in jhrem Buch vom ambt der Obrigkeitten/ verthädigt/ daß wann ein König/
oder sonsten einige Obrigkeit wider seine pflicht handele/ so hab das Volck die
macht/ jhn ab- vnd einen andern ein-zusetzen ? Find man dises nit eben auch/
fein offentlich gedruckt/ in den Büchern deß Cal<56>vini ; Eines so greulichen
Fürsten-feinds/ daß dahero das Sprichwort erwachsen ; Deß Calvini Lehr/ ist ein
10
20
30
Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79696-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 170
- Schlagwörter
- Giambattista Marino, translation italian-german, Counterreformation, Giambattista Marino, Übersetzung italienisch-deutsch, Gegenreformation
- Kategorien
- Weiteres Belletristik