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Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
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92 Der Kontext der Gegenreformation in Paris 1617 und in Wien 1655 Mailand, als ihr Inhalt durch die Festigung der Position Ludwigs XIII. und die rest- riktive Politik von Richelieu gegenüber den französischen Protestanten längst obsolet geworden ist, denn Marino hat ja offensichtlich durch die Verbreitung seines Textes in einem kleinen Kreis am Hof schon seine Absicht erreicht. Das bedeutendste politische Ereignis, welches zwischen der Veröffentlichung des italienischen Originals und jener der Übersetzung in Wien liegt, ist ohne Zweifel der Dreißigjährige Krieg, dessen Ursprung in den konfessionellen Auseinandersetzungen innerhalb der Staaten zu suchen ist, der sich aber in seiner Dynamik sehr rasch zu einem zwischenstaatlichen Konflikt kontinentaler Dimension entwickelt, in dessen Verlauf vor allem die Herrscherhäuser von Österreich und Frankreich einander erbit- tert gegenüberstehen. Dieser strategische Kampf der beiden mächtigsten katholischen Dynastien um die Vorherrschaft in Europa führt zu einer mehr als ein Jahrhundert dauernden kulturellen Entfremdung zwischen den beiden Ländern. Während die lite- rarische Entwicklung Frankreichs, die von einer äußerst produktiven Rezeption der spanischen Tradition gekennzeichnet ist, relativ rasch auf die südwestdeutschen Ge- biete ausstrahlt, orientieren sich die österreichischen Länder beinahe ausschließlich an den kulturellen Aktivitäten auf der Apenninenhalbinsel. Diese Tendenzen im künst- lerischen Bereich sind eng verbunden mit der staats- und religionspolitischen Ebene. Während Frankreich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts von weitgehend in- ternen Glaubenskriegen überzogen wird, in deren Verlauf die ausländischen Interven- tionen sich auf die Protektion der katholischen Liga durch Spanien und die Präsenz zahlreicher deutscher Söldner in den protestantischen Truppen beschränken, wird ab 1618 eine kontinentale Auseinandersetzung um den Einfluss der jeweiligen Kirchen auf die Staatsgebilde geführt. Die seltsame Allianz, welche aus strategischen Interessen das katholische Frankreich an die protestantischen Kriegsmächte Nordeuropas bindet, führt letztlich zur erwähnten kulturellen Entfremdung zwischen Österreich und den französischsprachigen Ländern. Im Zuge der Gegenreformation verstärkt sich der tra- ditionell schon dominante Einfluss der italienischen Kultur in Süddeutschland noch zusätzlich und liefert somit für mehr als ein Jahrhundert die entscheidenden Modelle in den Bereichen Literatur, Kunst und Hofhaltung. In diesem Sinne ist die Rezeption eines zeitgenössischen italienischen Autors in Wien um die Mitte des 17.  Jahrhun- derts ein durchaus normaler Vorgang. Überraschend ist am vorliegenden Fall neben dem äußerst ungewöhnlichen, durch die Karriere von Giambattista Marino in Paris bedingten Umweg über Frankreich die Gattung der konfessionellen Streitschrift, die in dieser Zeit vorwiegend über religiöse Orden aus Spanien und Italien nach Öster- reich gelangt. Die Bezugnahme auf die französischen Verhältnisse als Beispiel für einen konfessionellen Streit und die Stellungnahme eines Laien in diesem Konflikt können wohl als prophetische Spiegelung für die Zustände in Wien gelten. Auch hier
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Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
Autor
Alfred Noe
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79696-1
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
170
Schlagwörter
Giambattista Marino, translation italian-german, Counterreformation, Giambattista Marino, Übersetzung italienisch-deutsch, Gegenreformation
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