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Kontext der Gegenreformation in Paris 1617 und in Wien 1655
interveniert ein – noch dazu kurz zuvor zum Katholizismus konvertierter – Laie, um
seinen Beitrag zu leisten, damit es nicht so schlimm kommen möge wie Jahrzehnte in
Frankreich zuvor.
Der Kontext, in welchem La sferza invettiva von Giambattista Marino 1617 in
Paris entsteht, ist charakterisiert von den einige Jahre zuvor, nach der Ermordung von
Heinrich IV. wieder aufgeflammten konfessionellen Auseinandersetzungen zwischen
der durch das Edikt von Nantes 1598 gestärkten katholischen Staatsreligion und der
mit gewissen Schutzbestimmungen ausgestatteten kalvinistischen Reformation. In
zahlreichen Schriften dieser Jahre, wie in der vermutlich 1611 in Paris veröffentlichten
Darstellung eines unbekannten Autors mit dem Titel Les alarmes, beklagen beide Sei-
ten die in Unordnung geratenen Verhältnisse wortreich und beschuldigen die jeweilige
Gegenseite, diese ausgelöst zu haben. Charles de Navières (1544–1616), nach eigenen
Angaben Verfasser eines monumentalen ungedruckten Epos über Heinrich IV., den
König der nationalen Wiederversöhnung (»[…] les 30000. vers de ma Heroyque Hen-
ryade non encore imprimée […]«, S. 5), beklagt in Epitaphe du Tres-Chrestien Auguste,
Victorieux et Pacifique Roy Henry le Grand de ce nom Quatriesme à France, Troisiesme à
Nauâre, Second à Soy-mesme, Premier à Tous, 64. au nombre Royal, ayant regné 20. ans, 9.
mois, 13. iours (Lyon : Jean Poyet 1610) in einem überaus pompösen Sonett den Verlust
des Herrschers und empfiehlt seinen Geist dem Himmel :
Ciel, repren son Esprit couronné de rayons :
Terre, retien ses os, pourueu que nous ayons
Ses faits, son prix, sa paix, son Fils, sa Renommée. (S. 3)
Nach der Ermordung dieses alle überragenden, laut der ausgefeilten Rhetorik des Ti-
tels nur sich selbst noch übertreffenden Herrschers ruhen alle Hoffnungen auf der
Umsicht der Regentin und auf der Person des minderjährigen Thronfolgers. Die 1611
in der protestantischen Stadt Saumur gedruckte Streitschrift Anti-Iesuiste. Au Roy
tröstet die Leserschaft damit, dass in derart außergewöhnlichen Zeiten immer die
über die Menschheit wachende Natur bzw. die göttliche Vorsehung für die Rettung in
der Gestalt eines neuen Herrschers sorgen :
Aussi est il certain que les plus belles Ames ne naissent iamais au monde que lors que les
grands estats sont menacez de tomber en ruyne, les maladies estant extraordinaires, il est
necessaire d’y apporter des remedes non communs, soit ou que la nature desireuse de la
conseruation de son espece, produise ces grands hommes en vn temps opportun, ou que la
prouidence diuine opere ainsi par le moyen des secondes causes […] (S. 6f.)
Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79696-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 170
- Schlagwörter
- Giambattista Marino, translation italian-german, Counterreformation, Giambattista Marino, Übersetzung italienisch-deutsch, Gegenreformation
- Kategorien
- Weiteres Belletristik