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106 Der Kontext der Gegenreformation in Paris 1617 und in Wien 1655
kannten Übersetzers Georg Adam von Kuefstein. Selbst angeblich als literarischer Ver-
mittler tätig, »[…] vertauschte er doch im Jahr 1627 die Evangelische Religion mit der
R. Catholischen« (S. 441), um »[…] im Jahr 1631 vom Kayser zum Landshauptmann
des Ertzhertzogthums Oesterreich ob der Enns ernannt, im Jahr 1634 aber sammt
seiner gantzen Familie in den Reichs-Grafen Stand erhoben […]« (S. 444) zu werden.
Als Spezifikum der Situation in Österreich nennt Raupach im darauffolgenden
Kapitel über die letzten Jahre vor dem Westfälischen Frieden schließlich die »Beson-
dere und ausnehmende Verehrung der heil. Jungfrau Maria in Oesterreich« (S. 444).
Wie sehr die Marienverehrung in Österreich zu einer mit dem Schutz der katholi-
schen Monarchie verbundenen Idee wird, zeigt sich beispielhaft an der Geschichte
der 1644 angesichts der drohenden Gefahr durch die heranrückenden Schweden von
Ferdinand III. gelobten Errichtung der Mariensäule auf dem Platz Am Hof in Wien.
Die 1647 aufgestellte Statue der sternenbekränzten Maria Immaculata auf einer mit
Weinranken verzierten Säule aus Sandstein, deren Sockel an den vier Ecken mit gehar-
nischten Bronzeputten im Kampf gegen Ungeheuer geschmückt ist (Abb. 7), befindet
sich heute in Schloss Wernstein in Oberösterreich, denn sie wird schon 1667 unter
Leopold I. durch eine auf dem unterworfenen Drachen der Häresie stehende Bron-
zestatue mit leicht modifizierter Säule und dazugehörigem Sockel ersetzt.
Wilhelm Slavata (Vilém Slavata) von Chlum und Koschumberg (1572–1652), Op-
fer des Prager Fenstersturzes von 1618 und 1628–1652 Oberstkanzler von Böhmen,
möchte mit seiner Gedenkschrift Maria Virgo Immaculate Concepta. Publico voto Ferdi-
nandi III. Rom : Imp : in Austriæ Patronam electa (Wien : Matthäus Cosmerovius 1648)
ausdrücklich dem kaiserlichen Gelöbnis und der Errichtung der Säule eine literarische
Huldigung hinzufügen, wie er eingangs erklärt : »Tibi Augustissima Dei parens, sine
macula concepta Virgo Maria, erectam a Ferdinando III. statuam calamo erigo, et af-
fectu. Ubi tuos honores loquuntur saxa, mutus esse non debui.«
Slavata erläutert detailreich das spirituelle Programm der Säule und transkribiert
sowohl die Gelöbnisworte des Herrschers als auch die angeblich vom Kaiser selbst
ersonnene Inschrift, welche am Ende in einer für die Zeit üblichen Verschlüsselung
auch die Jahreszahl der Errichtung enthält :
deo opt. max.
svpremo coeli terræqve imperatori :
per qvem reges regnant :
virgini deiparæ
immacolate conceptæ :
per qvam principes imperant :
in pecvliarem dominam :
Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79696-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 170
- Schlagwörter
- Giambattista Marino, translation italian-german, Counterreformation, Giambattista Marino, Übersetzung italienisch-deutsch, Gegenreformation
- Kategorien
- Weiteres Belletristik