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Kontext der Gegenreformation in Paris 1617 und in Wien 1655
B. V. Quia Mater Dei, sine labe Concepta ; 4. De immaculata conceptione B. Virginis Au-
rora ; 5. In annunciatione B. V. Cum in diem Parasceves incidisset ; 6. De Beatissima Virgine.
Maria Mater nostra ; 7. De Beatissima Virgine. Columna Ignis in deserto ; 8. In assumpti-
one B. Virginis. Advocata nostra.25
Den Bildungsinstitutionen, allen voran der Universität, kommt in diesem öffentlich
gesteuerten Prozess der Spiritualisierung eine besondere Rolle zu, wie sich auch in der
weiter unten besprochenen Diskussion um die Rolle der Jesuiten zeigen wird. Wie aus
dem oben zitierten Titel von Avancini hervorgeht, werden die Angehörigen der Uni-
versität spezifischen Regelungen wie einem Treuegelöbnis und der Teilnahme an einer
eigenen Prozession unterworfen :
Die Jesuiten gewannen nun in dieser Phase der siegreichen Gegenreformation endgültig die
Oberhand über alle Bildungsinstitutionen der Stadt, es kam zu einer Vereinigung von Jesu-
itenkolleg und Universität durch die »Sanctio Pragmatica« vom 13. Oktober 1623. Gleich-
zeitig fand auch eine Säuberung des Lehrkörpers der Universität statt, 28 Professoren be-
kannten sich damals noch zum Luthertum, 1626 wurden sie vor die Entscheidung gestellt, zu
konvertieren oder auszuwandern. Den Endpunkt der völligen Katholisierung der Universität
stellte sicherlich das Dekret Ferdinands III. von 1649 dar, in dem für die Angehörigen der
Universität das Feiern des Festes der Unbefleckten Empfängnis mit einem vorherigen Fast-
tag und einer Prozession zur Marienstatue am Hof zur Verpflichtung gemacht wurde.26
Diese anhaltende Bedeutung der Marienverehrung manifestiert sich auch in einer Ver-
öffentlichung von Franciscus Talbert27 unter dem bemerkenswerten Titel Vranovium
seu Aula Virginis. Hoc est Miracula, & Gratiæ, quas Deus operatur à CCCC. & amplius
annis, meritis Beatissimæ, & perpetuò Immaculatæ, Virginis Mariæ, quæ Vranovii magno
25 Vgl. auch Niccolò Barsotti da Lucca : Cynosura seu Mariana stella polaris. Wien : Johann Jakob Kürner
1655 und 1657.
26 Karl Vocelka : Kirchengeschichte. In : Peter Csendes/Ferdinand Opll (Hg.) : Wien. Geschichte einer
Stadt. Band 2 : Die frühneuzeitliche Residenz (16. bis 18. Jahrhundert). Hg. von Karl Vocelka und Anita
Traninger. Wien-Köln-Weimar 2003, S. 311–363 ; hier S. 331. Vgl. in diesem Zusammenhang auch die
Abhandlung von Adam Burghaber : Immunitas B. V. Mariæ ab ipso etiam originalis labis contrahendæ
debito. Luzern : David Hautt 1652.
27 Talbert ist Mitglied des Paulanerkonvents in Wranau, wo sich seit der Gründung 1633 die Begräbnis-
stätte der fürstlichen Familie Liechtenstein befindet ; er bekommt am 2. Dezember 1655 660 Gulden
und 40 Kreuzer zugesprochen »per lesung 2.000 hey. seel meßen«, sowohl für die am 6. August 1655
geborene und am 24. November 1655 verstorbene Cäcilia von Liechtenstein als auch für den am 30.
Mai 1654 geborenen und am 25. Juni 1655 verstorbenen Franz Eusebius Wenzel von Liechtenstein ; vgl.
Herbert Haupt : Von der Leidenschaft zum Schönen. Fürst Karl Eusebius von Liechtenstein 1611–1684.
Quellenband. Wien-Köln-Weimar : Böhlau 1998, S. 61.
Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79696-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 170
- Schlagwörter
- Giambattista Marino, translation italian-german, Counterreformation, Giambattista Marino, Übersetzung italienisch-deutsch, Gegenreformation
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