Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Weiteres
Belletristik
Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
Seite - 115 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 115 - in Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655

Bild der Seite - 115 -

Bild der Seite - 115 - in Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655

Text der Seite - 115 -

115Der Kontext der Gegenreformation in Paris 1617 und in Wien 1655 vergangenen Jahrzehnten stets das »Kraftreservoir« der protestantischen Bewegung in Wien gebildet hatten. Der Stadt wurde durch diese Abwanderungen ein geschätztes ökonomisches Potential von 300.000 Gulden entzogen.38 Wie aus den Testamenten dieser Zeit hervorgeht, bilden die Kaufleute sowohl zahlen- mäßig als auch bezüglich ihrer Finanzkraft die bedeutendste gesellschaftliche Gruppe unter den Wiener Protestanten. Weitere häufig genannte Berufe unter den luthera- nischen Erblassern sind Leinweber, Schneider, Salzhändler und in den ersten Jah- ren auch noch einzelne Hofbeamte. Sie alle unterstützen finanziell die Kirchen und Schulen ihrer Gemeinden, deren bedeutendste Hernals ist, das unter dem besonderen Schutz der adeligen Familie Jörger steht. Da eine theologische Ausbildung in der re- formierten Konfession in Österreich nicht möglich ist, finanzieren diese Stifter auch das Studium künftiger Wiener Pfarrer in Wittenberg. Die den auswandernden Protestanten in der beschriebenen Weise abgezwungenen Gelder werden zur Befestigung der Stadt verwendet, wodurch ein weiterer Aspekt der durch den Krieg bedingten Geschlossenheit nach innen und außen zum Tragen kommt : Am 20. März 1625 wurde angeordnet, dass sich alle Einwohner Wiens binnen vier Monaten in der katholischen Religion zu unterrichten hätten, und am 14. September 1627 verfügte ein kaiserliches Generalmandat die Ausweisung aller protestantischen Prediger und Schulmeis- ter. In dieser Verordnung wurde auch das Lesen nicht katholischer Bücher und jede geheime Zusammenkunft unter Strafe gestellt. Viele, die ihrer religiösen Überzeugung treu blieben, verließen die Stadt, eine genaue Zahl der Exulanten ist allerdings nicht feststellbar, nur die Abfahrtsgelder, die man für den Bau der Fortifikationen erlegen musste, machen Aussagen über die Dimensionen dieser Abwanderung. Betrugen diese Abfahrtsgelder 1620 nur 609 Gulden, so erreichten sie mit 24.446 Gulden im Jahr 1625 einen Höhepunkt.39 Die bereits erwähnte protestantische Gemeinde von Hernals, zu dieser Zeit ein Vorort von Wien, scheint eine ähnliche symbolträchtige Funktion zu haben wie Charenton in Frankreich. Raupach berichtet enthusiastisch und wohl ein wenig übertrieben über den Zulauf zu den evangelischen Messen rund um Wien, in den Schlössern von Her- nals, Inzersdorf und Rodaun : Der Zulauf aus der Stadt Wien war fast unglaublich, indem sich die Einwohner derselben bey vielen tausenden hinaus begaben, das Wort GOttes zu hören. Jnsonderheit wird von 38 Stögmann : Staat, Kirche und Bürgerschaft, S.  547. 39 Vocelka : Kirchengeschichte, S.  330.
zurück zum  Buch Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655"
Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
Autor
Alfred Noe
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79696-1
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
170
Schlagwörter
Giambattista Marino, translation italian-german, Counterreformation, Giambattista Marino, Übersetzung italienisch-deutsch, Gegenreformation
Kategorien
Weiteres Belletristik
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655