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Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
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117Der Kontext der Gegenreformation in Paris 1617 und in Wien 1655 Einzelne Mitglieder der protestantischen Gemeinde von Hernals finden vorüber- gehend Zuflucht in südlichen Vororten von Wien wie z. B. Inzersdorf oder Vösendorf, welche wohl ohne derart prominente Protektoren wie die Angehörigen der Familie Jörger weniger Aufmerksamkeit erregen. Ein kaiserliches Generalmandat untersagt allerdings 1627 die Tätigkeit aller Prädikanten in Niederösterreich, sodass nur mehr ein Rückzug jenseits der Grenze als Alternative zur Verfügung steht : »Mit diesem Generalmandat kam jede öffentliche Ausübung der evangelischen Religion zum Erlie- gen. ›Ausläufer‹ mußten sich künftig ins benachbarte Ausland, vor allem nach Ungarn wenden, was erheblich größere Mühe verursachte, als sich an einen Ort zu begeben, der in unmittelbarer Nähe zur Stadt lag.«42 Diese über die nachfolgenden Jahrzehnte anhaltende Praxis der niederösterreichischen Protestanten aus den Führungsschichten, für ihre Religionsausübung in das Königreich Ungarn auszuweichen, illustriert auch der Fall des Sohnes Johann Wilhelms von Stubenberg (1619–1663), eines der bedeu- tendsten protestantischen Intellektuellen seiner Zeit in Niederösterreich. Am 2. Januar 1643 wird sein einziger Sohn, Rudolf Wilhelm von Stubenberg († 1677), in Preßburg, der Hauptstadt des Königreichs Ungarn, wo eben die niederösterreichischen Protes- tanten wegen der dort herrschenden relativen Toleranz gegenüber ihrer Konfession häufig ihre religiösen Feiern abhalten, geboren und getauft. In Wien werden schon nach einem Jahrzehnt der gegenreformatorischen An- strengungen die ersten Auswirkungen auf die konfessionelle Zusammensetzung der Bevölkerung spürbar. Nach der großen Auswanderungswelle zeigen sich die weltlichen Behörden deutlich milder gegenüber den protestantischen Gemeinden und ergreifen bis nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges keine besonderen Machtmittel mehr. Die seit 1623 geltende Verpflichtung der Hausbesitzer, ihre lu- theranischen Mitbewohner anzuzeigen, und das durch die Ordensgründungen im- mer dichter werdende Netz der katholischen Seelsorge genügen, mit ihrer Kontroll- und Abschreckungsfunktion die verbliebenen Lutheraner einem wachsenden Druck zur Bekehrung auszusetzen. In der Regel werden denunzierte Protestanten vor die bischöflichen Vertreter zitiert und zu einem Konvertierungsunterricht verpflichtet, über dessen Erfolg die damit betrauten Geistlichen, vorwiegend Jesuiten und Fran- ziskaner, regelmäßige Berichte erstatten müssen. Die dabei entwickelten Praktiken erweisen sich nicht nur in der Gegenwart als wirksam, sondern auch als durchaus vielversprechend für die Zukunft : »Die hier entwickelten Ansätze kamen insbeson- dere in den seit 1652 planmäßig durchgeführten ›Reformationskommissionen‹ zur systematischen Anwendung.«43 42 Stögmann : Staat, Kirche und Bürgerschaft, S.  529. 43 Stögmann : Staat, Kirche und Bürgerschaft, S.  547.
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Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
Autor
Alfred Noe
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79696-1
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
170
Schlagwörter
Giambattista Marino, translation italian-german, Counterreformation, Giambattista Marino, Übersetzung italienisch-deutsch, Gegenreformation
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