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139Der
Kontext der Gegenreformation in Paris 1617 und in Wien 1655
Ingenti mole Latinus
Quadrijugo vehitur curru, cui tempora circum
Aurati bis sex radij fulgentia cingunt,
Solis aui specimen.
Unter dem bereits erwähnten Wahlspruch »Pro Deo & populo« wird in der Einleitung
vor allem auf den Widerstand gegen die osmanische Expansion eingegangen, bevor sys-
tematisch alle zwölf Vorfahren von Rudolf I. (Radius Primus) bis Ferdinand II. (Radius
Duodecimus) beschrieben werden, wobei Letzterer in einem lateinischen Lobgedicht
sogar als »sanctus« bezeichnet wird, was im Exemplar der Hofbibliothek (ÖNB Sign.
39. A. 6 Alt Prunk) von unbekannter Hand durchgestrichen wurde. Die Huldigung
endet mit einer Abwandlung der bekannten Devise (a. e. i. o. v. – avstriaci ervnt
imperatores orbis vltimi) und beweist indirekt in ihrer abschließenden Widmung
das einige Jahre zuvor eingeforderte Gelöbnis der Universität Wien :
A. M. D. G. B. V. M. H. – Ad Majorem Dei Gloriam Beatæ Virginis Mariæ Honoremque.
In dem mit A. L. unterfertigten, an unbekanntem Ort erschienenen Lied Allgemeines
trawriges Wehklagen vber den tödtlichen Hintritt Ferdinandi Qvarti, Deß H. Römischen
Reichs erwöhlten vnd gekrönten Königs wird in der sechsten von zehn Strophen in be-
rührend naiver Weise die Hauptstadt zur Trauer aufgerufen :
O Wienn heb an zubewainen/ dein
Vnglückseligkeit/ Truck Zäher auß den
Stainen/ vor jnniglichem leyd ! Weil
diese Rosen ohne Macul/ in dir zum Tod
vergifft/ O trawriges Spectacul/
Das Land vnd Leut antrifft !
Der Hofprediger Thomas Dueller S. J. betont in seiner als Oesterreichischer Phœnix,
Oder Ferdinandvs Quartus (Wien : Matthäus Cosmerovius 1654) veröffentlichten An-
sprache, dass die antike Legende des aus seiner Asche wiedergeborenen Vogels als Me-
tapher mit jener der christlichen Palme als Symbol der Unsterblichkeit gleichzusetzen
sei. Rhetorisch wesentlich ausgefeilter als bei Hoyos werden die Verdienste des so früh
Verstorbenen mit zahlreichen Verweisen auf die Bibel und die klassische Literatur so-
wie mehrfachen Auslegungen des Bildes vom Phoenix dargelegt, bevor Dueller auf das
Verhältnis zwischen Religion und Reich ausdrücklich eingeht : »Die beste Grundtfest
eines Reichs/ ist die Andacht/ noch jenes deß grossen Aurelij Cassiodori : Pietate impe-
Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
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- Titel
- Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79696-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 170
- Schlagwörter
- Giambattista Marino, translation italian-german, Counterreformation, Giambattista Marino, Übersetzung italienisch-deutsch, Gegenreformation
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