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Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
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143Der Kontext der Gegenreformation in Paris 1617 und in Wien 1655 In der dritten Predigt schließlich erläutert Avancini in illustrativen Metaphern die Inkarnation der Tugend der Menschlichkeit in dem österreichischen Herrscher des Hochmittelalters, der so zum Vorbild des künftigen Herrschers erhoben wird. Die Kontrolle über die Veröffentlichungen von Druckschriften und die Lektüre der Einwohner des Herrschaftsgebietes spielen natürlich bei den gegenreformatorischen Maßnahmen in Österreich eine entscheidende Rolle. So berichtet Raupach, es sei am 28. November 1652 »[…] der Wienerischen Universität anbefohlen worden, auf die vermeinte ketzerische Bücher eine bessere Aufsicht zu haben, und zu dem Ende alle in der Stadt befindliche Buchläden aufs genaueste durchzusuchen«.92 Schon während der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wird im Zuge der katholischen Gegenreformation die Verbreitung von protestantischen Schriften immer stärker eingeschränkt, wobei es letzten Endes sogar zu einem Verbot des Besitzes bzw. der Lektüre dieser Schriften im Laufe der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts kommt : Eine wichtige Stoßrichtung der Gegenreformation in Wien während des Dreißigjährigen Krieges war der protestantische Bücherbesitz. Dieser mußte insbesondere in einem politi- schen und kulturellen Umfeld an Bedeutung gewinnen, das nur noch »im geheimen«, in den eigenen vier Wänden, die Ausübung eines in der Öffentlichkeit streng verfolgten Religions- bekenntnisses zuließ. Der Besitz »ketzerischer« Bücher ist daher auch ein ständig wiederkeh- render Punkt in den »Reformationspatenten«.93 Der Bücherbesitz wird ab 1620 in die verschiedenen Aufforderungen oder Verpflich- tungen zur Denunziation eingebunden, sodass nicht nur das konfessionelle Bekenntnis, sondern auch die Privatbibliotheken zunehmend durch die dazu angehaltenen katho- lischen Hausbesitzer in Wien überwacht werden : »Nicht zufällig kam es daher gerade am Ende der 1620er Jahre zu einer Serie von Büchervisitationen und -konfiskationen in Wiener Bürgerhäusern.«94 Bücher als Träger des zu bekämpfenden Gedankenguts, als Multiplikatoren der Ideen und als Identifikationsobjekte für verfolgte Gruppen tragen als geheimer Besitz ein großes Widerstandspotenzial gegen die Außenwelt in sich, werden entsprechend streng von den Mitgliedern der Religionsgemeinschaft ge- hütet (z. B. Familienbibeln) und von den Gegnern unerbittlich gesucht und vernichtet : »Predigt und Erbauungsliteratur stiften nicht nur individuelle Stärkung, sondern auch kollektive Identität, wie sie am reinsten durch die Kontroverspredigt verkörpert wird.«95 92 Raupach : Evangelisches Oesterreich, S.  462. 93 Stögmann : Staat, Kirche und Bürgerschaft, S.  548. 94 Stögmann : Staat, Kirche und Bürgerschaft, S.  549. 95 Franz Eybl : Predigt/Erbauungsliteratur. In : Albert Meier : Die Literatur des 17. Jahrhunderts. Hansers Sozialgeschichte der deutschen Literatur vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart  – Band 2. München- Wien 1999, S.  401–419 ; hier S.  419.
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Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Giambattista Marinos Wort-Zucht-Peitschen und die Gegenreformation in Wien um 1655
Autor
Alfred Noe
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79696-1
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
170
Schlagwörter
Giambattista Marino, translation italian-german, Counterreformation, Giambattista Marino, Übersetzung italienisch-deutsch, Gegenreformation
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