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10 Eveline G. Bouwers
lichen Erbschaft und großer Sparsamkeit durchschlagen – eine Lage, die
sich mit der Erteilung eines bezahlten Lehrauftrags für das Sommersemester
1923 nur geringfügig verbesserte. Ab jetzt war sie häufig im In- und Aus-
land unterwegs und wurde von zahlreichen internationalen Institutionen
als Gastrednerin eingeladen. Ein Rückschlag folgte, als die Nationalsozia-
listen 1933 das »Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums« ein-
führten. Trotz Bemühungen nationalsozialistisch gesinnter Kollegen wurde
Emmy Noether als Jüdin aus dem Hochschuldienst entlassen, woraufhin sie
in die USA auswanderte. Hier erhielt sie eine Gastprofessur am Bryn Mawr
College in Lower Merion, Pennsylvania, und gab Vorlesungen am »Institute
for Advanced Study« in Princeton. Doch ihr Aufenthalt war von tragisch
kurzer Dauer: Im Frühjahr 1935 starb sie infolge der operativen Entfernung
eines Tumors.
Sechs Jahrzehnte später initiierte die Deutsche Forschungsgemeinschaft
eine nach Emmy Noether benanntes Förderprogramm, welches die wissen-
schaftliche Weiterqualifizierung alternativ zur Habilitation ermöglichen
sollte. Das Schlüsselwort war »frühe Selbständigkeit«, d.h. genau das Gegen-
teil dessen, was Emmy Noether auf ihrem holprigen und mühseligen Weg
in die Wissenschaft erfahren musste. Erreicht werden sollte dies mittels der
Finanzierung von Nachwuchsgruppen unter Leitung erfahrener Postdok-
torandInnen. Der von mir gestellte Antrag im Emmy Noether-Programm
wurde im Jahr 2013 bewilligt, woraufhin die Forschergruppe »Glaubens-
kämpfe: Religion und Gewalt im katholischen Europa, 1848–1914« bis 2019
am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte in Mainz angesiedelt war.
Ziel der Nachwuchsgruppe war die Analyse von Protest- und Gewaltakten, die
sich im Rahmen von Konflikten um den religiösen Raum im späten 19. und
frühen 20. Jahrhundert entwickelten. Dafür widmeten sich die Teilprojekte
unterschiedlichen Konfliktkonstellationen in mehreren Regionen Europas.
In ihrem Promotionsprojekt untersuchte Sara Mehlmer (konfliktbeladene)
Kontakte zwischen »Katholiken / Spaniern« und »Muslimen / Marokkanern«
in Spanisch-Nordafrika während der Jahre 1851–69. Péter Techet erforschte
in seinem Promotionsprojekt innerkatholische Auseinandersetzungen im
Hinterland der österreichisch-ungarischen Küstenregion um 1900. Schließ-
lich analysierte ich in meinem Habilitationsprojekt Protestakte derjenigen
Bayern, Bretonen und Flamen, die zwischen 1864 und 1914 versuchten, eine
Änderung der Grenzen des religiösen Raums zu verhindern. Die Ergebnisse
der drei Einzelprojekte werden gesondert vorgelegt; das Gesamtresultat
der Nachwuchsgruppe »Glaubenskämpfe« wird in diesem Sammelband in
einen breiteren historischen Kontext gestellt. Die Schwerpunkte Katholizis-
mus, physische Gewalt und 19. Jahrhundert sind dabei erhalten geblieben
und wurden um weitere Regionen Europas und der außereuropäischen Welt,
andere Religionen sowie die Periode vor 1848 ergänzt.
Glaubenskämpfe
Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
- Titel
- Glaubenskämpfe
- Untertitel
- Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
- Herausgeber
- Eveline Bouwers
- Verlag
- Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-666-10158-8
- Abmessungen
- 15.9 x 23.7 cm
- Seiten
- 362
- Schlagwörter
- 19. Jahrhundert, katholische Kirche, Gewalt, Legitimation, Glaube, Katholizismus, historische Entwicklung, Säkularisierung, Pluralismus, historische Analyse, Geschichtsschreibung, strukturelle Gewalt, Diskurs
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918