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Glaubenskämpfe - Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
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27Glaube und Gewalt er ein einzig wahres Gottesbild propagiere, nach dem die Verehrung anderer Götter eine Normverletzung darstelle, die Ausgrenzung von, wenn nicht die Gewalt an »Abtrünnigen«, legimitiere50. Im deutschsprachigen Raum wird die dialektische Verbindung von Monotheismus und Gewalt vor allem mit den Arbeiten des Ägyptologen Jan Assmann verbunden, der bereits früh auf das Gewaltpotenzial der vom Monotheismus eingeführten diskursiven Dif- ferenzierung zwischen »wahr« und »falsch« hinwies51. Hieraus erfolge eine Intoleranz gegenüber differenten Gottesbildern; die »Gewalt im Namen Got- tes«, die von der »mosaischen Unterscheidung« hergeleitet wird, sei somit immer eine Option52. Die von der Distinktion zwischen »wahrem« und »fal- schem« Gottesbild ausgehenden Implikationen für den Rechtstaat wurden zuletzt  – auch mit Blick auf den religiösen Pluralismus und säkulare Ord- nungsvorstellungen in der heutigen Gesellschaft  – kontrovers diskutiert 53. Ein zweiter Forschungsstrang, den man vor allem bei Theologen und Theologinnen findet, leugnet jede kausale Verbindung von Religion und Gewalt. So behauptet z.B. William  T. Cavanaugh, dass »religiöse Gewalt« eine Mythos sei, der zur Einschränkung des Spielraums religiöser Gruppen, die oft als rückständig bewertet werden, ge- bzw. missbraucht werde54. Indem säku- lare Staaten auf die vermeintliche Existenz von »religiöse Gewalt« hinweisen, legitimieren sie das Eingreifen in nicht-liberale und nicht-westliche Gesell- schaften, denen sie folglich ihre eigene Ordnung aufzwingen55. Die Einschät- zung, nach der Glaube kein inhärentes Gewaltpotenzial besitze, findet sich auch bei denen, welche die friedensstiftende Wirkung von Religion gerne 50 Vgl. Regina Schwarz, The Curse of Cain. The Violent Legacy of Monotheism, Chi- cago 1997. Siehe auch Michel Dousse, Dieu en Guerre. La Violence au Cœur des Trois Monothéismes, Paris 2002. 51 Vgl. Jan Assmann, Moses the Egyptian. The Memory of Egypt in Western Monothe- ism, Cambridge 1997; siehe auch ders., Die Mosaische Unterscheidung oder der Preis des Monotheismus, München 2003. 52 Hierauf hat Assmann 2013 in einer Reaktion auf Rolf Schieders Sind Religionen gefährlich? erneut hingewiesen, woraus eine Debatte bei dem Onlinekulturmagazin Perlentaucher.de hervorging. Monotheismus-Debatte im Perlentaucher, hg. v. Perlen- taucher.de Das Kulturmagazin, URL: <https://www.perlentaucher.de/essay/mono- theismus-debatte-im-perlentaucher.html> (29.11.2018). 53 Siehe auch Karsten Fischer, Die Zukunft einer Provokation. Religion im liberalen Staat, Berlin 2009; Friedrich Wilhelm Graf, Moses Vermächtnis. Über göttliche und menschliche Gesetze, München 2006; Hans Kippenberg, Gewalt als Gottesdienst. Religionskriege im Zeitalter der Globalisierung, München 2008. 54 Siehe auch William T. Cavanaugh, The Myth of Religious Violence. Secular Ideo- logy and the Roots of Modern Conflict, Oxford 2009. 55 Dazu verweist Cavanaughs auf imperialistische Politik. Versteht man Gewalt als Folge von erzwungener Säkularisierung, wird »religiöse Gewalt« zu einem Phäno- men der Moderne; siehe auch R. Scott Appleby, The Ambivalence of the Sacred. Reli- gion, Violence, and Reconciliation, Lanham 2000. Für die Idee, dass eine erzwungene Säkularisierung religiöse Spannungen erhöhe, siehe auch Saba Mahmood, Religious Difference in a Secular Age. A Minority Report, Princeton 2016.
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Glaubenskämpfe Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Titel
Glaubenskämpfe
Untertitel
Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Herausgeber
Eveline Bouwers
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-10158-8
Abmessungen
15.9 x 23.7 cm
Seiten
362
Schlagwörter
19. Jahrhundert, katholische Kirche, Gewalt, Legitimation, Glaube, Katholizismus, historische Entwicklung, Säkularisierung, Pluralismus, historische Analyse, Geschichtsschreibung, strukturelle Gewalt, Diskurs
Kategorien
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