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Glaubenskämpfe - Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
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Eveline G. Bouwers Von Gewalt und Märtyrertum Katholische Reaktionen auf die liberale Schulpolitik in Belgien Charles Woeste war eigentlich ein treuer Anhänger der Römischen Kirche. Mit achtzehn zum Katholizismus konvertiert, hatte er 1869 die »Föderation von katholischen Vereinen« mitgegründet und nahm fünf Jahre später sei- nen Sitz im belgischen Abgeordnetenhauses auf 1. 1884 sollte er noch Justiz- minister werden in der ersten homogen katholischen Regierung, die nach der Einführung des liberalen Schulgesetzes vom 1.  Juli 1879 gebildet wurde. Es gab also wenig Anlass, Woeste irgendwelche Sympathien für die Politik des leidenschaftlich antiklerikalen Pierre van Humbeeck, dem Geistesvater des besagten Gesetzes, zu unterstellen. Dennoch erstaunen die Zeilen, die er bezüglich der kirchlichen Reaktion auf die Schulreform an den Erzbischof von Mecheln-Brüssel, Kardinal Victor Dechamps, richtete. Am 4.  Juli 1882 schrieb Woeste: »Sie sind über diesen Geisteszustand [des Volkes  – Anm. E.B.] ahnungslos: Sie leben unten in Ihrem Bischofspalast, unbeteiligt an der Bevölkerung, umgeben von gottesfürchtigen Personen, die vor Ihnen nieder- knien ohne dass Sie bemerken was man in der Welt der Lebenden sagt. Nun aber, diese Welt ist gereizt«2. Woestes Aufforderung, das Episkopat möge endlich Rücksicht auf die katholischen Laien nehmen, bestimmte mehrere seiner Briefen. Dieser katholische Pluralismus hing eng mit der politischen Konstellation Belgiens zusammen, das seine Unabhängigkeit 1830 einer Allianz aus Katho- liken und Liberalen verdankte. Diese politische Zusammenarbeit war unter dem Namen »Unionismus« bekannt und sollte das junge Land stabilisieren sowie seine Existenz legitimieren3. Doch die Kooperation wurde immer 1 Vgl. Jan De Maeyer, Charles Woeste, in: Reginald De Schryver  u.a. (Hg.), Nieuwe encyclopedie van de Vlaamse beweging, 3  Bde., Tielt 1998, Bd.  1, S.  3766–3767. Ich danke dem Gutachter für seinen hilfreichen Kommentar. 2 Charles Woeste an Erzbischof Victor Dechamps von Mecheln-Brüssel, 4.  Juli 1882, in: Algemeen Rijksarchief, Brüssel / I 255 (Archief van Charles Woeste) / 666. Hervor- hebung im Original. 3 Vgl. Els Witte, De constructie van België 1828–1847, in: Ders.  u.a. (Hg.), Nieuwe geschiedenis van België, 2. Ausgabe, 3  Bde., Tielt 2005, Bd.  1, S.  27–235, hier S.  173–178.
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Glaubenskämpfe Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Titel
Glaubenskämpfe
Untertitel
Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Herausgeber
Eveline Bouwers
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-10158-8
Abmessungen
15.9 x 23.7 cm
Seiten
362
Schlagwörter
19. Jahrhundert, katholische Kirche, Gewalt, Legitimation, Glaube, Katholizismus, historische Entwicklung, Säkularisierung, Pluralismus, historische Analyse, Geschichtsschreibung, strukturelle Gewalt, Diskurs
Kategorien
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