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Glaubenskämpfe - Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Seite - 72 -
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Seite - 72 - in Glaubenskämpfe - Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert

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72 Eveline G. Bouwers von Gent«  – womit an die anti-spanische Allianz der Siebzehn Provinzen zurzeit des Achtzigjährigen Krieges erinnert wurde  – von einer symboli- schen Koppelung von Glaube und Gewalt. So enthielt der historische Festzug einen »Wagen der Heiligen Inquisition« samt Häretikern, die auf den Voll- zug ihres Prozesses warten, Inquisitoren, einen Scheiterhaufen, einen Gal- gen und ein Skelett mit klerikalem Gewand31. Setzten die Organisatoren die Römische Kirche also mit Intoleranz, Fanatismus und Gewalt gleich, ließen sich katholische Beobachter nicht zu aktivem Widerstand provozieren. Diese Zurückhaltung war sicherlich den mahnenden Worten des Genter Bischofs zu verdanken, aber auch die Regierungsbeteiligung der Katholiken war ent- scheidend, war Straßengewalt doch oft antizyklisch zur politischen Macht. Insofern erstaunt es nicht, dass mit dem Antreten einer liberalen Regierung 1878 die Initiative zum (gewaltsamen) Protest auf die Katholiken überging. Das »Unglücksgesetz« vom 1.  Juli 1879: Sprengstoff für eine landesweite Mobilisierung Für die Parlamentswahlen hatten sich doktrinäre und radikale Liberale auf ein Programm zur Verteidigung der nationalen Institutionen und konstitu- tionellen Freiheiten gegen intransigente Katholiken geeinigt 32. Bildung war ein wichtiges Anliegen, ging es doch um die Erziehung künftiger Bürger. Bereits im  Januar 1879 legte Minister Pierre Van Humbeeck einen Gesetzes- entwurf vor, der das Schulgesetz von 1842, das der Kirche viele Freiheiten einräumte, durch laizistische Prinzipien ersetzen sollte. Auf die Debatten im Parlament soll hier nicht eingegangen werden33. Wichtig ist aber, dass das verabschiedete Gesetz abgeschwächt wurde. Tauchte anfangs der Religi- onsunterricht nicht im Curriculum auf, wurde er nun doch gestattet. Zwar wurde die moralische Erziehung von dogmatischen Ideen befreit, die kle- rikale Schulaufsicht abgeschafft, die Zahl der staatlichen Schulinspektoren erhöht und Schulausschüsse gebildet. Auch mussten alle Kommunen eine öffentliche Grundschule haben und es wurden nur jene als Lehrer angestellt, Wochen später griffen Antiklerikale die Fronleichnamsprozession in Sint-Niklaas an. Siehe auch Eveline G. Bouwers, Oostakker, in: Leibniz-Institut für Europäi- sche Geschichte (Hg.), Ortstermine. Umgang mit Differenz in Europa, Mainz 2016. URL: <http://www.ieg-differences.eu/ortstermine/eveline-g-bouwers-oostakker> (10.03.2019). 31 Vgl. Paul Frédéricq, Album van den historischen stoet der Pacificatie van Gent / Album du cortège historique de la Pacification de Gand, Gent 1876, S.  13–21. 32 Vgl. Lory, La résistance, S.  729. 33 Siehe auch ders., Libéralisme et instruction primaire. Auch Interessenverbänden, wie der Ligue de l’ Enseignement prägten den politischen Diskurs. Vgl. Reimann, Schule für Verfassungsbürger?
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Glaubenskämpfe Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Titel
Glaubenskämpfe
Untertitel
Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Herausgeber
Eveline Bouwers
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-10158-8
Abmessungen
15.9 x 23.7 cm
Seiten
362
Schlagwörter
19. Jahrhundert, katholische Kirche, Gewalt, Legitimation, Glaube, Katholizismus, historische Entwicklung, Säkularisierung, Pluralismus, historische Analyse, Geschichtsschreibung, strukturelle Gewalt, Diskurs
Kategorien
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