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Glaubenskämpfe - Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Seite - 82 -
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82 Eveline G. Bouwers verdanken, wie auch dem polizeilichen Großaufgebot und intensiven Perso- nenkontrollen. Doch er zeigt auch eine neue Phase des Widerstandes gegen das Schulgesetz, wobei der Straßenprotest immer weniger zum Tragen kam. Heule kontextualisiert: eine Typologie katholischer Widerstandsaktionen Historiker haben »Heule« gelegentlich als Beleg für die Konflikthaftigkeit des Ringens um das Gesetz vom 1.  Juli 1879 zitiert, zugleich aber betont, dass trotz Rhetorik von »Bürgerkrieg« und »Revolution« Gewalt selten ausbrach. Eine Analyse lokaler Vorgänge zeigt jedoch, dass es mehr katholische Pro- testakte mit »crowd«-Beteiligung gegeben hat als oft vermutet. Zurzeit des Heuler Aufruhrs kam es vielerorts zu Kundgebungen, die von Katholiken als »Symptome eines unbestreitbaren Unwohlseins« interpretiert wurden59. In mehreren Quellen werden Protestakte erörtert, auch in einer vom belgi- schen Abgeordnetenhaus initiierten »Schulbefragung«, die  u.a. »die Mittel« erkundete, welche die Implementierung des Van Humbeeck’schen Schulge- setzes »hinderten«60. Eine Analyse dieser und anderer Quellen zeigt, dass der katholische Widerstand äußert vielseitig war und in drei Typen unterglie- dert werden kann, die Zeitgenossen als »gottesdienstlicher Druck«, »mate- rieller Zwang« und »Gewalt« beschrieben61. Außerdem zeigt sie eine beson- dere Chronologie, bei der der priesterliche Druck am Anfang stand und die Gewalt sich vor allem auf die Periode zwischen Anfang 1879 und Ende 1880 konzentrierte, d.h. auf die Jahre zwischen der Diskussion des Schulgesetz- entwurfs und der Etablierung des freien Grundschulunterrichts. Zur Kategorie »gottesdienstlicher Druck« gehörten Predigten, die das Schulgesetz als »schlecht«, »gefährlich«, »teuflisch« usw. bezeichneten, aber auch die Verweigerung von Sakramenten für Unterstützer der Reform und Schulkinder  – besonders häufig Kommunion, Beichte und Kranken- salbung sowie Ehe und Taufe (vor allem die Ablehnung der Taufpaten)62. 59 Journal de Bruxelles, 10.  Oktober 1880. 60 Durchgeführt wurde der »enquête scolaire« von liberalen Parlamentariern  – Katho- liken hatten die Teilnahme verweigert  –, die sich allerdings bemühten, auch Gegner der Schulreform zu hören und Nuancen im katholischen Widerstand zu erkennen. Brief des belgischen Abgeordentenhauses vom 16.  Juni 1880, abgedruckt in: Cham- bre des Représentants, Enquête scolaire: documents législatifs, Brüssel 1881, Bd.  1–1, S.  vi. 61 Für die folgende Analyse siehe neben den zahlreichen Geschichten in den belgischen Zeitungen auch die Zeugnisse abgedruckt in Chambre des Représentants, Enquête scolaire: procès-verbaux, 2  Bde., Brüssel 1883. Es wurden nur die Zeugnisse für Ost- und Westflandern ausgewertet. 62 Neben der Schulbefragung siehe auch Bürgermeister von Kaprijke an Arrondisse- mentskommissar Gent-Eeklo, 8.  März 1883, in: RAG/ PV 1/2905/8.
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Glaubenskämpfe Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Titel
Glaubenskämpfe
Untertitel
Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Herausgeber
Eveline Bouwers
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-10158-8
Abmessungen
15.9 x 23.7 cm
Seiten
362
Schlagwörter
19. Jahrhundert, katholische Kirche, Gewalt, Legitimation, Glaube, Katholizismus, historische Entwicklung, Säkularisierung, Pluralismus, historische Analyse, Geschichtsschreibung, strukturelle Gewalt, Diskurs
Kategorien
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