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Glaubenskämpfe - Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Seite - 102 -
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102 Brian A. Stauffer Linie ein und erlaubte den Gläubigen, vor der Amtsübernahme einem Pries- ter gegenüber einen privaten »Gegeneid« abzulegen30. Diese Entspannungs- politik zwischen Kirche und Staat stabilisierte die Politik beträchtlich. Díaz regierte unter dem Banner »Ordnung und Fortschritt« beinahe 35  Jahre lang bis zur Revolution von 1911  – zu deren Gründen nicht zuletzt die liberale Enttäuschung über Díaz’ Verrat an den Säkularisierungsversprechen der Reforma-Gesetze gehörte31. Spirituelle Unnachgiebigkeit, politische Kompromissbereitschaft Dem Laizismus schienen in Mexiko also klare Grenzen gesetzt  – Grenzen, zu deren Festschreibung die religioneros beitrugen. Dennoch sollten wir nicht davon ausgehen, die Gewalt der religioneros sei vom Willen der Kirche getra- gen worden. Zwar geht aus den Manifesten und Schlachtrufen der Rebellen deutlich hervor, dass sie sich im Kampf für die Universalkirche wähnten, doch blieben die Gläubigen in der Frage der Rebellion durchaus uneins. In der Tat war der Klerus schon 1873 von der Gewalt und damit offenen Unterstützung konservativer Aufstände, wie er sie in den vorangegangenen Jahrzehnten noch geäußert hatte, abgerückt. In Hirtenbriefen und anderen öffentlichen Erklärungen verurteilten mexikanische Kirchenobere zwar die Reformgesetze und versuchten, Katholiken von der Übernahme von Regie- rungsämtern abzuhalten. Doch bewaffnetem Widerstand wurde eine deut- liche Absage erteilt. Die Gläubigen wurden vielmehr angehalten, spirituelle Antworten zu finden und nur passiven Widerstand zu leisten. José Antonio de la Peña, Bischof von Zamora, befahl 1873 den ihm unter- stellten Priestern, jeglichen Konflikt mit den Zivilbehörden zu vermeiden und stattdessen mit ihnen zu kooperieren, »wo auch immer die Behörden vor Ort die fallweise Befolgung der Reformgesetze verlangen«32. Überra- schend versöhnlich klang auch der Bischof von León, der bisher als ultra- montaner Hardliner aufgefallene José María de Jesús Diez de Sollano, der in einem Rundschreiben vom Dezember 1874 seine Priester anwies, in der Juárez, Reclaiming Church Wealth. The Recovery of Church Property after Expro- priation in the Archdiocese of Guadalajara, 1860–1911, Albuquerque 2004. 30 Circular Concerning Instructions for the Protesta, 19  April 1877, AHCM, Dioce- sano / Gobierno / Mandatos / Circulares, caja 190, exp. 279. 31 Vgl. Bastian, Los disidentes, S.  173–175. 32 Circular número 26, 19.  September 1873 (Publikationsort unbekannt), S.  8f., in: Cartas pastorales del primer obispo de Zamora, 1864–1875 (unveröffentlichte Text- sammlung), Biblioteca Luis González, El Colegio de Michoacán (Zamora, Micho- acán), Fondo Especial, 253.5 MIS-c.
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Glaubenskämpfe Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Titel
Glaubenskämpfe
Untertitel
Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Herausgeber
Eveline Bouwers
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-10158-8
Abmessungen
15.9 x 23.7 cm
Seiten
362
Schlagwörter
19. Jahrhundert, katholische Kirche, Gewalt, Legitimation, Glaube, Katholizismus, historische Entwicklung, Säkularisierung, Pluralismus, historische Analyse, Geschichtsschreibung, strukturelle Gewalt, Diskurs
Kategorien
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