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Glaubenskämpfe - Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Seite - 166 -
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166 Tim Buchen »middlemen society« waren sie in Branchen, wie dem Handel, Geldverleih, Transport oder Handwerk, tätig. Entsprechend waren christliche Bauern und jüdische Dienstleister wechselseitig aufeinander angewiesen, begegneten sich jedoch meist mit Distanz, weswegen Rosa Lehmann die Beziehung mit den Begriffen »Ambivalenz« und »Symbiose« charakterisiert hat 8. Herstel­ lung und Ausschank von Alkohol waren das Monopol des grundbesitzenden Adels, der aufgrund mangelnder Konkurrenzfähigkeit auf dem entstehen­ den Weltmarkt die Produktion von Branntwein über die Jahre intensivierte. Ihre Lizenzen zum Ausschenken von Alkohol vergaben adlige Unternehmer meist an Juden9. Kaiser Joseph II., der die Mitwirkung Österreichs an der Teilung Polen­ Litauens gegen den Willen seiner Mutter Maria Theresia durchgesetzt hatte, gedachte die neue Provinz zu modernisieren und nach seinen Idealen eines aufgeklärten Absolutismus umzugestalten. Eine zentrale Maßnahme dafür war die Etablierung einer Bürokratie, welche die Macht des Adels brechen sollte. Zu diesem Zweck wurde den Bauern unter anderem die Möglichkeit zur Beschwerde gegen schlechte Behandlung durch die Grundherren gege­ ben. Dadurch erfreuten sich der österreichische Staat und vor allem die Figur des Kaisers am Vorabend der Revolutionen von 1848 großer Beliebtheit unter den galizischen Bauern10. Ganz anders sah es unter den in ihrer Vor­ machtstellung bedrohten Adligen und demokratischen Gegnern des Abso­ lutismus aus, welche immer wieder die Wiederherstellung eines polnischen Staates durch militärische Aufstände anstrebten. Ein erster Versuch war die Erhebung unter Tadeusz Kościuszko im Jahr 1794 gewesen, die von Akteu­ ren vorbereitet wurden, die sich an der amerikanischen und französischen Revolution beteiligt hatten und Ideen und Erfahrungen in Polen einzubrin­ gen versuchten11. So versuchten sie die bäuerlichen Unterschichten mit dem Versprechen auf Abschaffung der Leibeigenschaft für eine polnische Repub­ lik zu gewinnen. Tatsächlich mobilisierten sie so Tausende im Kampf gegen die größte Teilungsmacht Russland, die mit Sensen bewaffnet der zarischen Armee zunächst eine militärische Niederlage bei Racławice beibrachten, bevor sie vollständig besiegt wurde. 8 Rosa Lehmann, Symbiosis and Ambivalence: Poles and Jews in a Small Galician Town, New York 2001. 9 Siehe auch Hillel Levine, Economic Origins of Antisemitism. Poland and its Jews in the Early Modern Period, New Haven 1993. 10 Vgl. Zbigniew Fras, Mit dobrego cesarza, in: Wojciech Wrzwsinski (Hg.), Polskie mity polityczne XIX i XX wieku, Breslau 1994, S.  139–152. 11 Vgl. Michael G. Müller, Zweite Teilung, Kościuszko­ Aufstand, Dritte Teilung, in:  Hans Jürgen Bömelburg (Hg.), Polen in der europäischen Geschichte, Stuttgart 2017, S.  608–618.
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Glaubenskämpfe Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Titel
Glaubenskämpfe
Untertitel
Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Herausgeber
Eveline Bouwers
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-10158-8
Abmessungen
15.9 x 23.7 cm
Seiten
362
Schlagwörter
19. Jahrhundert, katholische Kirche, Gewalt, Legitimation, Glaube, Katholizismus, historische Entwicklung, Säkularisierung, Pluralismus, historische Analyse, Geschichtsschreibung, strukturelle Gewalt, Diskurs
Kategorien
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