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Vor 1918
Glaubenskämpfe - Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Seite - 189 -
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Katharina Stornig »Die Kinder wachsen ohne Zucht und Ordnung auf« Religion, Kindheit und Gewalt im kolonialen Neuguinea um 1900 Am 11.  Dezember 1902 verfasste die katholische Missionsschwester Valeria Dietzen auf der Insel Tumleo, damals Teil der Kolonie Deutsch-Neuguinea1, einen Brief an die Generaloberin ihrer Kongregation, der »Dienerinnen des Heiligen Geistes«. Schwester Valeria beteuerte, dass sie gerade harte Zeiten durchlebe, weil sie unter den heftigen Vorwürfen und Demütigungen eini- ger Mitschwestern zu leiden habe2. Eine Zusammenschau der vorhandenen Quellen aus dieser Zeit legt nahe, dass die Anwendung von Gewalt im Zen- trum des angesprochenen Konflikts stand: Offenbar befanden einige Mit- schwestern Schwester Valerias Erziehungsmethoden als übermäßig gewalttä- tig und erhoben deshalb Vorwürfe, welche bis nach Europa reichten3. In der katholischen Mission auf Tumleo war es um 1900 zu Debatten da- rüber gekommen, ob und in welchem Ausmaß körperliche Züchtigung als Erziehungsmittel gegenüber indigenen Kindern eingesetzt werden musste, sollte oder durfte. Die  – von einigen Missionsschwestern auf Tumleo kriti- sierte, jedoch seitens der Missionsleitung sehr geschätzte  – Lehrerin Valeria Dietzen litt zwar unter den oben genannten Vorwürfen4, verteidigte jedoch zugleich ihr Handeln und zeigte sich keiner Schuld bewusst: Sie betonte in 1 Die kleine Insel Tumleo, welche im Norden von Kaiser Wilhelmsland, dem nordöst- lichen  – von 1884 bis 1918 unter deutsche Kolonialherrschaft stehenden  – Teil der Insel Neuguinea gelegen war, wurde 1896 erste Niederlassung und bis 1907 Hauptsitz der katholischen Mission in der Region. Ich bedanke mich bei Eveline G. Bouwers und insbesondere Hermann Hiery für wichtige Rückfragen, kritische Anmerkungen und wertvolle Hinweise zu einer früheren Version dieses Beitrags. 2 Siehe Sr.  Valeria Dietzen, 11.  Dezember 1902, in: Generalatsarchiv der Dienerin- nen des Heiligen Geistes Steyl (im Folgenden AG SSpS) PNG 6201, Korrespondenz 1899–1910. 3 Vgl. Katharina Stornig, Sisters Crossing Boundaries. German Missionary Nuns in Colonial Togo and New Guinea, Göttingen 2013, S.  326f. 4 Diese Vorwürfe hatten sich vor allem zugespitzt, nachdem eine zweite Gruppe von vier Schwestern neu auf Tumleo angekommen war und offenbar das Han- deln von Schwester Valeria kritisiert hatte, welche daraufhin an die Generalobe- rin in Europa  u.a. schrieb: »Ich muß es Ihnen ganz offen sagen, daß es einem sehr wehe thut, wenn man von den neuen Ankömmlingen solche Bemerkungen hören muß«; Sr.  Valeria Dietzen, 1.  August 1902, in: AG  SSpS PNG 6201, Korrespondenz 1899–1910.
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Glaubenskämpfe Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Titel
Glaubenskämpfe
Untertitel
Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Herausgeber
Eveline Bouwers
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-10158-8
Abmessungen
15.9 x 23.7 cm
Seiten
362
Schlagwörter
19. Jahrhundert, katholische Kirche, Gewalt, Legitimation, Glaube, Katholizismus, historische Entwicklung, Säkularisierung, Pluralismus, historische Analyse, Geschichtsschreibung, strukturelle Gewalt, Diskurs
Kategorien
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