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Glaubenskämpfe - Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Seite - 194 -
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194 Katharina Stornig lichkeit der Kinder18 und bemerkten, dass Männer und Frauen auf die Mis- sionsstation kamen, ihre Kinder zur Schule schickten und viele Mütter der Taufe ihrer Neugeborenen zustimmten19. Eine Missionarin konstatierte im Januar 1900 in einem Brief an den Generalsuperior, »daß der Fortschritt unserer Mission doch recht erfreulich« sei20. Zu diesem »Fortschritt« zählte auch, dass die Mission Jungen und Mädchen gewinnen konnte, welche als Arbeiter und Arbeiterinnen für einige Zeit ganz auf der Station blieben. Zum wichtigsten und vielversprechendsten Arbeitsfeld hatte sich in den Augen der Missionare und Missionsschwestern jedoch die Erziehungs- und Unter- richtstätigkeit entwickelt21. In den fast unmittelbar nach Ankunft eröffneten Schulen und einem Kindergarten versuchte man, die junge Generation auf Tumleo von klein auf für das Christentum zu gewinnen und entsprechend europäisch-christlichen Vorstellungen von Religion und Moral zu erziehen. Dieses Vorgehen entsprach durchaus der breiteren Entwicklung in den SVD- Missionen in Kaiser Wilhelmsland: Die Missionare und Missionsschwes- tern setzen zunehmend große Hoffnung in die Jugend, welche, so Präfekt Limbrock in einem Brief an die Ordensoberen in Europa 1904, »kaum weni- ger Talent und Bildungsfähigkeit beweist als europäische Kinder«22. Zum anderen legen die Quellen aber auch nahe, dass dieser starke Fokus der Mis- sionsstrategien auf Kinder und Jugendliche im Wesentlichen als eine Reak- tion auf die Misserfolge der Evangelisierungsversuche unter der erwachsenen Bevölkerung zu sehen ist23. Limbrock selbst verwies in dem Brief nicht nur auf talentierte Kinder, sondern auch auf »in ihrer Denkweise verknöcherte und im Heidentum versumpfte Alte«24. Damit reproduzierte er das damals und Kinder aus ihren Hütten heraus und rufen uns schon von weitem zu doch auch zu ihnen zu kommen«; Sr.  Ursula Sensen, 4.  Juni 1899, in: AG  SSpS PNG 6201, Kor- respondenz 1899–1910. 18 Siehe Sr.  Fridolina Vökt, April 1899, in: AG SSpS PNG 601, Korrespondenz 1899– 1917. 19 Freilich bleibt dabei zunächst offen, was die Mütter unter der Taufe verstanden und welche Bedeutung sie dieser beimaßen. In den Augen einer Missionsschwester war es vor allem die Attraktivität des Taufkleides, welche die Frauen Tumleos zur Zustim- mung zur Taufe ihrer Kinder bewog; siehe Sr.  Ursula Sensen, 7.  Januar 1900, in: AG  SSpS PNG 6201, Korrespondenz 1899–1910. 20 Sr.  Ursula Sensen, 5.  Januar 1900, in: AG  SSpS PNG 6201, Korrespondenz 1899–1910. 21 Vgl. Paul Benedikt Steffen, Die Anfänge der Rheinischen, Neuendettelsauer und Steyler Missionsarbeit in Neuguinea, Rom 1993, S.  39f., 49f. 22 Eberhard Limbrock, zitiert nach ebd., S.  49. 23 Die Gegenüberstellung der Missionsarbeit unter Kindern und Erwachsenen findet sich auch in den Briefen der Missionsschwestern. So schrieb Schwester Fridolina Vökt 1900: »Mit den Kindern geht es schon ziemlich gut, dagegen mit den meisten alten und erwachsenen Leuten gibt es Schwierigkeiten und Hindernisse, weil sie die alten heidnischen Sitten und Gebräuche nicht fahren lassen wollen«; Sr.  Fridolina Vökt, 25.  Februar 1900, in: AG  SSpS PNG 6201, Korrespondenz 1899–1910. 24 Eberhard Limbrock, zitiert nach Steffen, Die Anfänge, S.  49.
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Glaubenskämpfe Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Titel
Glaubenskämpfe
Untertitel
Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Herausgeber
Eveline Bouwers
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-10158-8
Abmessungen
15.9 x 23.7 cm
Seiten
362
Schlagwörter
19. Jahrhundert, katholische Kirche, Gewalt, Legitimation, Glaube, Katholizismus, historische Entwicklung, Säkularisierung, Pluralismus, historische Analyse, Geschichtsschreibung, strukturelle Gewalt, Diskurs
Kategorien
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