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Glaubenskämpfe - Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Seite - 219 -
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219Der Bahnfrevel von Trillick »Gräuelpolitik« in Ulster nach der großen Hungersnot Die nordirische Provinz Ulster gilt als Inbegriff der fortdauernden Macht religiöser Konflikte, insbesondere der Gewalt zwischen Katholiken und Pro- testanten. Auch im 19.  Jahrhundert wurde das konfessionelle Schema häu- fig zur Deutung vielfältiger kultureller, politischer und gesellschaftlicher Phänomene in Irland verwendet5. Zwar führte eine solche Wahrnehmung oft zu vereinfachten Vorstellungen einer Gemeinschaft, in der alles ver- meintlich durch den konfessionellen Antagonismus bestimmt war, dennoch waren intragesellschaftliche Gewaltakte in Ulster zur Zeit des Frühvikto- rianismus häufig konfessionell bestimmt. Dies galt insbesondere nach den späten 1820er Jahren, als Daniel O’ Connells erfolgreicher Kreuzzug für die politischen Rechte der Katholiken die letzten Überreste des britischen Kon- fessionsstaates herausforderte. In den darauffolgenden Jahrzehnten wur- den im Norden Irlands Konflikte auf den Gebieten Landwirtschaft, Wahl- recht, Arbeit und Politik häufig im Rahmen des katholisch-protestantischen Gegensatzes erörtert; auch populistische Wortführer spielten diesem Nar- rativ in die Hände. Demnach gehört zu den wesentlichen Herausforderun- gen, vor denen der Historiker bei der Erforschung »konfessioneller Gewalt« steht, das Verhältnis zwischen oft recht komplexen gesellschaftlichen Kon- flikten und vereinfachenden religiösen Erklärungsmustern sorgfältig zu rekonstruieren. Die öffentlichen Aktivitäten des Oranierordens waren ein wichtiger Aus- löser für viele dieser Auseinandersetzungen. Der Oranierorden wurde 1795 gegründet und hatte sich der Verteidigung protestantischer Interessen in Irland verschrieben. In den ersten Jahrzehnten des 18.  Jahrhunderts konnte er eine beträchtliche Mitgliederzahl an sich binden, insbesondere in den ländlichen Regionen Ulsters, in denen konservative anglikanische Grund- herren wie der Earl of Enniskillen den Ton angaben. Demonstrationen der Oranier  – vor allem die lautstarken Gedenkmärsche zum 12.  Juli im Geden- ken an die protestantischen Siege in den Schlachten am Boyne (1690) und bei Aughrim (1691)  – führten regelmäßig zu gewaltsamen Auseinandersetzun- gen mit der katholischen Bevölkerung, die sich durch solche Machtdemons- trationen beleidigt fühlte und sie unterbinden wollte. Der Streit forderte zwar verhältnismäßig wenig Todesopfer, doch er trug zur Vorstellung bei, dass die Spaltung der irischen Gesellschaft in Protestanten und Katholiken gleichsam von Natur aus notwendig sei. Verstärkt wurde diese Auffassung 5 Die Metapher ist entlehnt aus Kyla Madden, Forkhill Protestants and Forkhill Catholics, 1787–1858, Montreal 2005.
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Glaubenskämpfe Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Titel
Glaubenskämpfe
Untertitel
Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Herausgeber
Eveline Bouwers
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-10158-8
Abmessungen
15.9 x 23.7 cm
Seiten
362
Schlagwörter
19. Jahrhundert, katholische Kirche, Gewalt, Legitimation, Glaube, Katholizismus, historische Entwicklung, Säkularisierung, Pluralismus, historische Analyse, Geschichtsschreibung, strukturelle Gewalt, Diskurs
Kategorien
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