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Vor 1918
Glaubenskämpfe - Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Seite - 222 -
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222 Sean Farrell Öffentlichkeit trat9. In diesem Sinne schrieb William Wood, Meister einer Oranierloge im kanadischen Montreal, dem von seinen bei Trillick erlittenen Verletzungen genesenden Earl of Enniskillen, dass nur ein allmächtiger Gott das Leben des Grafen und seiner »protestantischen Brüder« vor dem »rasen- den Fanatismus papistischer Bosheit« hätte retten können10. Wie so viele der Briefpartner des Grafen war auch Wood überzeugt, dass die britische Regie- rung sich auf kernprotestantische Prinzipen würde besinnen müssen, wenn sie das sündige Land noch retten wolle. Zwar befanden sich solche Ansich- ten im breiteren Spektrum der viktorianischen Öffentlichkeit klar in der Minderheit, doch es war eine lautstarke und einflussreiche Minderheit, die durchaus für Ärger sorgen konnte  – gerade im gespaltenen Norden Irlands. Differenziertere Reaktionen auf den Bahnfrevel von Trillick finden sich unter Irlands Liberalen und Katholiken, aber auch unter gemäßigten Kon- servativen, die für das provokante Auftreten der Oranier und die damit verbundene Störung des öffentlichen Friedens wenig übrighatten. Der seit langem als Reformer in Belfast tätige James Simms bezeichnete Trillick als den seit 250 Jahren schwerwiegendsten Versuch, das protestantische Leben in Irland zu zerstören und fügte hinzu, man könne sich in der modernen Welt schwerlich Grauenhafteres vorstellen als einen Anschlag auf einen mit Männern, Frauen und Kindern vollbesetzten Ausflugszug11. Zugleich aber waren Simms und seine Kollegen entschlossen, dem von den Oraniern ver- tretenen Narrativ einer gesamtkatholischen Barbarei entgegenzutreten und bestanden auf der Unterscheidung zwischen der Gesamtheit der irischen Katholiken und den Bahnarbeitern, die der Tat verdächtigt wurden. Es brauchte allerdings nur Tage, bis dieser etwas verhaltene Versuch, »ge- recht und ausgewogen« zu berichten, im Sande verlief. Zunehmend gin- gen Redakteure dazu über, Trillick in ein langes Narrativ der von den Ora- niern ausgehenden Provokation und des Fanatismus einzureihen. Diese Akzentverschiebung fand umso schneller statt, als nun weithin bekannte antikatholische Demagogen auf den Plan traten, die mit Trillick ihr Publi- kum auf Versammlungen in der ganzen Provinz zu mobilisieren suchten. Solche Versuche, das Unglück zu politisieren, boten liberalen und offen katholischen Publizisten einen Hebel, das öffentliche Gespräch zu bestim- men, indem sie das Thema von einer konfessionellen Gräueltat umlenkten auf den parteilichen Extremismus, der sie provoziert hatte. Ein oppositionel- ler Kritiker sprach von Trillick als einer für ganz Ulster »leider beschämen- den« Episode; ein Spektakel, das ein »wirrköpfiger Lord und seine fanatischen 9 Vgl. Oliver P. Rafferty, Violence, Politics, and Catholicism in Ireland, Dublin 2016, S.  107–124; John Wolffe, The Protestant Crusade in Britain, 1829–60, Oxford 1989. 10 Brief von William Wood an den Earl of Enniskillen, 20.  Oktober 1854 (Enniskillen Papers, Public Record Office of Northern Ireland [im Folgenden PRONI], D / 12 / 24). 11 Belfast Mercury, 18.  und 20.  September 1854.
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Glaubenskämpfe Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Titel
Glaubenskämpfe
Untertitel
Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Herausgeber
Eveline Bouwers
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-10158-8
Abmessungen
15.9 x 23.7 cm
Seiten
362
Schlagwörter
19. Jahrhundert, katholische Kirche, Gewalt, Legitimation, Glaube, Katholizismus, historische Entwicklung, Säkularisierung, Pluralismus, historische Analyse, Geschichtsschreibung, strukturelle Gewalt, Diskurs
Kategorien
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