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Bahnfrevel von Trillick
zugunsten ihrer Familie wurden zwar eingesammelt, doch das Geld reichte
nicht. Im Herbst 1855 musste Mary Mitchell zwei ihrer Kinder dem protes-
tantischen Waisenhilfswerk anvertrauen. Dieses brachte sie zwar in Lehrstel-
len unter, doch zeigt sich an dieser Episode, dass die Erregung um Trillick
nicht sonderlich lange vorhielt58. Es handelte sich hier um Leben, die zu
komplex waren, um sich in das einfache Raster konfessioneller Deutungen zu
fügen, und bald verschwanden sie aus dem Blick einer irischen Gesellschaft,
die nicht zur Ruhe kam. Historiker, die sich mit der Dynamik konfessio-
neller Auseinandersetzungen befassen, täten gut daran, näher zu beleuchten,
wie die vorherrschenden Erzählungen um Vorfälle, wie dem von Trillick,
Geschichten, wie die der beschuldigten Arbeiter oder Mary Mitchells und
ihrer Kinder, verdrängen. Dass sie in den Quellen kaum vorkommen, belegt
die Macht konfessioneller Deutungsmuster. Es zeigt aber auch, wie solche
schematischen Erzählungen, die den religiösen Unterschied auf Kosten
sämtlicher säkularer Differenzen ins Zentrum rücken, unser Verständnis
vom Leben in Ulster nach der großen Hungersnot eher noch ärmer machen.
58 Protestant Orphan Society Papers (NAI, 1045 / 5 / 1 / 4 / 1176-80).
Glaubenskämpfe
Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
- Titel
- Glaubenskämpfe
- Untertitel
- Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
- Herausgeber
- Eveline Bouwers
- Verlag
- Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-666-10158-8
- Abmessungen
- 15.9 x 23.7 cm
- Seiten
- 362
- Schlagwörter
- 19. Jahrhundert, katholische Kirche, Gewalt, Legitimation, Glaube, Katholizismus, historische Entwicklung, Säkularisierung, Pluralismus, historische Analyse, Geschichtsschreibung, strukturelle Gewalt, Diskurs
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918