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Glaubenskämpfe - Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Seite - 263 -
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263Missionare als Opfer muslimischer Gewalt? aufforderte, im Rahmen einer internationalen Koalition den Sklavenhandel zu bekämpfen83. Vor diesem diskursiven Hintergrund traf die Nachricht von der Zerstö- rung Pugus, vom Tod der Missionare und Missionarinnen sowie von den Entführungen am 16.  Januar 1889 in Berlin ein und wurde unmittelbar in die laufende Debatte integriert84. Herbert von Bismarck bezog sich direkt auf die Zerstörung der Mission, als er am 26.  Januar den Gesetzesentwurf einbrachte, mit dem die sogenannte Schutzherrschaft über Ostafrika errich- tet werden sollte. Er berichtete, »einige von den dort opferfreudig wirkenden Missionaren« seien den »Aufständischen zum Opfer« gefallen, bzw. befänden sich »in der Gewalt der Insurgenten«85. Wenngleich es in der Debatte auch Kritiker gab, die den Antisklaverei-Kampf als Deckmantel für die Rettung der DOAG betrachteten, und Windhorst vor einer weiterführenden kolo- nialen Dynamik warnte, hatte die Reichsregierung Erfolg. Die humanitäre Semantisierung von Weltmachtpolitik und kolonialer Eroberung verhalf dem Gesetz zu einer breiten Mehrheit86. Fazit Unmittelbare Folge des medialen Transfers der Gewaltereignisse in Ostaf- rika war weitere Gewalt in Form des Einmarsches einer von Wissmann rek- rutierten, größtenteils aus Söldnern  – meist aus dem Sudan und Mosambik  – bestehenden Kolonialtruppe. Diese besiegte die Kriegsgegner der DOAG an der Küste und schritt in den folgenden Jahren zur Eroberung des ostafrika- nischen Festlandes. Dies geschah in einem Modus, den Michael Pesek als »Terror« beschrieben hat87. In den folgenden Jahrzehnten bildeten sich in dieser Region regelrechte militärisch-koloniale Gewaltkulturen aus, die im Ersten Weltkrieg ihren Höhepunkt erreichten88. Die Sklaverei wurde bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs nicht abgeschafft. Noch im Jahr 1914 fanden Hunderte, vielleicht sogar Tausende Sklaventransaktionen mit Billigung der 83 Ludwig Windthorst, Redebeitrag, in: Ebd., S.  303–305. 84 DOAG an Amrhein, 17.  Januar 1889, ArchOtt  Z.1.05. 85 Herbert von Bismarck, Redebeitrag, in: Verhandlung des Deutschen Reichstags am 26.  Januar 1889, URL: <https://www.reichstagsprotokolle.de/Band3_k7_bsb000 18653.html> (14.12.18), S.  604. 86 Wenig später erreichte das Antisklaverei-Thema auch die politische Kolonialbewe- gung; vgl. Jan-Georg Deutsch, Emancipation without Abolition in German East- Africa, London  u.a. 2006, S.  104f. 87 Vgl. Pesek, Koloniale Herrschaft, S  191. 88 Michelle Moyd, Violent Intermediaries. African Soldiers, Conquest, and Everyday Colonialism in German East Africa, Ohio University Press 2014.
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Glaubenskämpfe Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Titel
Glaubenskämpfe
Untertitel
Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Herausgeber
Eveline Bouwers
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-10158-8
Abmessungen
15.9 x 23.7 cm
Seiten
362
Schlagwörter
19. Jahrhundert, katholische Kirche, Gewalt, Legitimation, Glaube, Katholizismus, historische Entwicklung, Säkularisierung, Pluralismus, historische Analyse, Geschichtsschreibung, strukturelle Gewalt, Diskurs
Kategorien
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