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Glaubenskämpfe - Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Seite - 269 -
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Julie Kalman Von gewaltsamen Handlungen zu gewaltsamem Hass Französisch-katholische Reaktionen auf die Damaskus-Affäre Am 5.  Februar 1840 verschwand der in Damaskus wohnhafte Pater Tho- mas mitsamt seinem Diener1. Pater Thomas war Kapuzinermönch, und sein Orden stand unter dem Schutz der französischen Regierung. Dies bedeutete, dass sein Verschwinden Angelegenheit des jüngst eingesetzten französischen Konsuls war, unter dessen Zuständigkeit die Sicherheit der in Damaskus wohnhaften französischen Staatsbürger fiel. Der Comte de Ratti-Menton nahm seine Rolle in den Ermittlungen überaus ernst und beteiligte sich von Anfang an an der Suche nach den mutmaßlichen Mördern des Paters ebenso wie an deren strafrechtlicher Verfolgung. Zuletzt war der Geistliche im jüdi- schen Viertel gesehen worden, wo er ein Plakat aufhängen wollte, folglich gerieten dessen Bewohner alsbald unter Mordverdacht. Ratti-Menton war von der Schuld der Juden überzeugt. Es müsse, folgerte der Konsul, sich um einen Ritualmord gehandelt haben. Den Auftrag dazu habe der Oberrabbiner der Gemeinde erteilt  – er wurde schließlich festgenommen  –, dem es darum gegangen sei, das Blut eines Christen in den ungesäuerten Teig des Brotes für das Pessachfest mischen zu können. Der Konsul verfolgte diese Theorie unerbittlich. Alle Festgenommen wurden gefoltert. Vier von ihnen starben, zehn weitere blieben monatelang im Gefängnis, während sich die Ermittlun- gen draußen hinzogen. Einer der im Gefängnis getöteten Häftlinge  – der Tod erfolgte in diesem Fall durch wiederholtes Auspeitschen  – war ein jüdischer Zeuge, der sich bei den Behörden gemeldet hatte und angab, er habe den Pater in der Nacht seines Verschwindens vor dem Judenviertel beobachtet. Zum Zeitpunkt dieser Aussage waren die Behörden bereits von der Ritualmord- these überzeugt und taten alles in ihrer Macht stehende, um diese zu bewei- sen. Diese Vorgänge werden seitdem als »Damaskus-Affäre« bezeichnet. 1 Jonathan Frankel hat den vermeintlichen Ritualmord sehr gründlich aufgearbeitet; siehe auch Jonathan Frankel, The Damascus Affair. »Ritual Murder«, Politics, and the Jews in 1840, Cambridge 1997. Dieser Beitrag baut auf meinen eigenen Forschun- gen zum Fall auf; siehe auch Julie Kalman, Sensuality, Depravity, and Ritual Mur- der. The Damascus Blood Libel and Jews in France, in: Jewish Social Studies: History, Culture, Society 13 (2007), H.  3, S.  35–58.
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Glaubenskämpfe Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Titel
Glaubenskämpfe
Untertitel
Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Herausgeber
Eveline Bouwers
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-10158-8
Abmessungen
15.9 x 23.7 cm
Seiten
362
Schlagwörter
19. Jahrhundert, katholische Kirche, Gewalt, Legitimation, Glaube, Katholizismus, historische Entwicklung, Säkularisierung, Pluralismus, historische Analyse, Geschichtsschreibung, strukturelle Gewalt, Diskurs
Kategorien
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