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Vor 1918
Glaubenskämpfe - Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Seite - 275 -
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275Französisch-katholische Reaktionen auf die Damaskus-Affäre katholischen Polemiker, der für die aggressive Rhetorik bekannt war, mit der er sich in politischen Auseinandersetzungen die katholische Sache zu eigen machte. Anders als La Quotidienne unterstützte L’ Univers die Legitimität der orléanistischen Thronfolge in Gestalt des Königs Louis-Philippe und fand mit dieser Haltung beträchtliche Resonanz beim Bürgertum. Der zutiefst konservative Ami de la Religion et du Roi wurde von einem Adeligen, dem ultramontanen Schriftsteller und Publizisten Mathieu Henrion, herausgege- ben und galt als Sprachrohr »katholischer Propaganda«14. So sehr sich diese Zeitungen in ihrer politischen Ausrichtung und selbst der Auffassung des Katholizismus unterscheiden mochten, so einig waren sie sich doch in der Annahme, die Damaszener Juden hätten sich des Ritual- mords schuldig gemacht. Besonderes Interesse an der Affäre legte L’ Univers an den Tag, das ausführlich über jede Einzelheit berichtete, dabei jedoch die scheinbaren Tatsachen fraglos akzeptierte und sogar selbst nach Belegen für die vermeintliche Schuld der Juden suchte. L’ Ami de la Religion et du Roi behauptete, der Affäre unvoreingenommen gegenüberzustehen, zugleich aber »aufrichtig nach der Wahrheit zu suchen«15. Tatsächlich hielten sich die Zeitungen alle ihre Unparteilichkeit zugute, was allerdings je etwas anderes bedeutete. Seine Neutralität suchte L’ Ami de la Religion et du Roi hervorzu- heben, indem er den Brief eines jüdischen Lesers abdruckte, der sich über die Wiedergabe von Auszügen aus dem Talmud, welche den jüdischen Hass auf Christen beweisen sollte, in einer früheren Ausgabe beschwerte16. Die Zeitung war jedoch von der jüdischen Schuld fest überzeugt und wollte keine naheliegendere Erklärung für das Verschwinden Pater Thomas’ erkennen als den typischen Christenhass der Juden17. Um diese Vorstellung zu unter- mauern, bediente sich die Zeitung einer emotional aufgeladenen Sprache. So wurden etwa die Juden beschuldigt, »heimtückisch den ehrwürdigen, als Pater Thomas bekannten Mönch getötet« zu haben18. Unter »Unparteilich- keit« verstand hingegen die Redaktion des Univers, sich als einzige Zeitung zu weigern, allein von Juden zur Verfügung gestellte Dokumente zu veröf- fentlichen. Dies hieß praktisch, dass sie nur Material publizierte, das von der Schuld der Juden von Damaskus ausging  – ganz ähnlich wie L’ Ami de la Reli- gion et du Roi 19. Schließlich reklamierte auch La Quotidienne für sich eine überparteiliche Haltung und erklärte, »in dieser Angelegenheit, wie in allen Angelegenheiten, die rätselhafter Art sind, ist die erste Pflicht der Presse, 14 Ebd., S.  82. 15 L’ Ami de la Religion et du Roi, 19.  Mai 1840. 16 Ebd., 25.  August 1840. 17 Ebd., 11.  Juni 1840. 18 Ebd., 1.  September 1840. 19 L’ Univers, 21.  Juli 1840.
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Glaubenskämpfe Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Titel
Glaubenskämpfe
Untertitel
Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Herausgeber
Eveline Bouwers
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-10158-8
Abmessungen
15.9 x 23.7 cm
Seiten
362
Schlagwörter
19. Jahrhundert, katholische Kirche, Gewalt, Legitimation, Glaube, Katholizismus, historische Entwicklung, Säkularisierung, Pluralismus, historische Analyse, Geschichtsschreibung, strukturelle Gewalt, Diskurs
Kategorien
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