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Glaubenskämpfe - Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Seite - 321 -
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321Katholiken und Gewalt in Großbritannien Anfang 1915 verwies die jesuitische Zeitschrift The Month auf die Einigkeit der Bischöfe und lobte dabei ihr nuanciertes Verständnis des Krieges, wie es in den Hirtenbriefen zum Advent 1914 zum Ausdruck gekommen sei: Die Bischöfe sind sich hinsichtlich der historischen Tatsachen einig  – dass nämlich, in den Worten des Erzbischofs von Liverpool, »das britische Empire sich reinen Gewis- sens und reiner Hände in diesen Krieg begeben« hat.  […] Verurteilt werden die bös- artigen Extrempositionen des Militarismus und des Quäkerismus sowie, nicht min- der deutlich, die gerade unter den Gedankenlosen verbreitete Angewohnheit, sich in Gedanken allzu ausschließlich dem Guten zu widmen, zu dem der Krieg Anlass geben mag. Die Verpflichtungen zum Gebet, zur Selbstläuterung, zur Barmherzigkeit gegen- über dem Feind, zu einem gereinigten öffentliche Leben  – diese sind unter den wert- vollen moralischen Lehren, zu denen wir hier in beredter Weise angehalten werden40. In der aufgeladenen Atmosphäre des Krieges, und insbesondere in Anbe- tracht der Notwendigkeit, ein riesiges Freiwilligenheer auszuheben, nährten diese Überzeugungen unvermeidlich Rekrutierungsbemühungen seitens des Klerus. Frederick William Keating, Bischof von Northampton, beschrieb den Widerstand gegen die deutsche Aggression als sowohl religiöse als auch patriotische Pflicht, gleichzusetzen mit der Pflicht der eigenen Familie gegenüber. Unter Berufung auf den Apostel Paulus schrieb er, wer sich um diese Verantwortung drücke, »hat den Glauben verleugnet und ist schlim- mer als ein Ungläubiger«41. Für seinen Teil ergriff Pater Bernard Vaughan, ein berühmter Jesuitenprediger, die Gelegenheit, sich Peter von Amiens, Adhemar de Monteil und dem heiligen Bernhard von Clairvaux anzuver- wandeln, indem er durch England zog und Rekruten zu einem neuen Kreuz- zug zusammentrommelte42  – ein Kreuzzug, von dem er hoffte, er »möge den allgemeinen Frieden unter den Völkern stiften«43. Das Thema katholischer Begeisterung für König und Vaterland, insbesondere in Reaktion auf die von Lord Kitchener 1914–1915 betriebene Werbung für die freiwillige Meldung zu den Truppen, stand auch in Catholics of the British Empire and the War an erster Stelle, wo ein frohes Bild zu den Fahnen strömender junger Kreuzritter gezeichnet wurde: 40 The Month, Januar 1915, S.  79. 41 1 Tim 5,8; Catholic Federationist, Januar 1915, S.  1. 42 The Tablet, 12.  September 1914, S.  377. 43 Ebd., 29.  August 1914, S.  312.
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Glaubenskämpfe Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Titel
Glaubenskämpfe
Untertitel
Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert
Herausgeber
Eveline Bouwers
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-10158-8
Abmessungen
15.9 x 23.7 cm
Seiten
362
Schlagwörter
19. Jahrhundert, katholische Kirche, Gewalt, Legitimation, Glaube, Katholizismus, historische Entwicklung, Säkularisierung, Pluralismus, historische Analyse, Geschichtsschreibung, strukturelle Gewalt, Diskurs
Kategorien
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