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Verkehrte Leidenschaft - Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin
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9 Wahl des Untersuchungsgegenstandes Elisabeth Greif • Verkehrte Leidenschaft ¶ reichische Strafrechtsgeschichte für die Untersuchung einen besonders interessanten Gegenstand, weil Österreich im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert zu den wenigen europäischen Ländern zählte, die auch die gleichgeschlechtliche Unzucht zwischen Frauen pö- nalisierten und weibliche sexuelle Subjektivität damit im Prinzip aner- kannten.19 Da aber » [ d ]ie › Sexualität ‹ der Frau [ . ]im wissenschaftlichen Diskurs an den Rändern des Pathogenen angesiedelt und damit zur sozial äußerst problematischen Wesenheit deklariert « 20 wurde, wiesen das Sprechen über und der Umgang mit weiblicher Sexualität durch- aus Ambivalenzen auf: Aufgrund der bestehenden Strafdrohung muss- ten sexuelle Akte zwischen Frauen als prinzipiell möglich gelten – was unmittelbare Auswirkungen unter anderem auf die Interpretation des Begriffes » Unzucht « hatte.21 Gleichzeitig wurde eigenständige weibliche Sexualität jedoch heruntergespielt und als » Mangelerscheinung « defi- niert, soweit sie ohne männliche Beteiligung stattfand. Darüber hinaus verblieb die gleichgeschlechtliche Unzucht zwischen Frauen weitaus länger in einer allgemeinen Kategorie der Lasterhaftigkeit und sexuellen Verdorbenheit.22 An der Aufrechterhaltung dieses diskursiven Konnexes waren nicht zuletzt die Organe der Strafverfolgung beteiligt.23 » Das Mädchen bringt ziemlich ungeniert und unbefragt noch weitere unappetitliche Details von den Gewohnheiten der H., die jedoch schließlich nichts mit der vorliegenden Sache zu tun haben, jedoch die völlige Schamlosigkeit der H. dartun «,24 19 Vgl dazu auch Hauer Gudrun, Weibliche Homosexualität in Österreich 1945–2004: Lesbengeschichte und Lesbenforschung im Überblick ( 2004 ) 14. Zur Anerken- nung weiblicher sexueller Subjektivität durch strafrechtliche Normen vgl Engel- stein Laura, The Key to Happiness: Sex and Search for Modernity in Fin-de-siècle Russia ( 1992 ) 71 ff sowie Kapitel III. 20 Eder Franz X., Durchtränktsein mit Geschlechtlichkeit. Zur Konstruktion der bür- gerlichen Geschlechterdifferenz im wissenschaftlichen Diskurs über die » Sexuali- tät « ( 18.–19. Jahrhundert ), in Friedrich Margret / Urbanitsch Peter ( hg ), Von Bürgern und ihren Frauen ( 1996 ) 25 ( 42 ). 21 Vgl E des Kassationshofs vom 12. September 1902, KH 2747. Ausführlich dazu Ka- pitel II. 22 Dazu auch Kerchner Brigitte, Die Sexualverbrecherin. Die paradoxe Konstruktion weiblicher Tätertypen in der historischen Kriminalpsychologie, Querelles 2000, 169 ( insb 171 ). 23 Vgl Greif Elisabeth, » › Mehrminder ‹ homosexuelle Akte « – Gleichgeschlechtliche Un- zucht zwischen Frauen in Österreich 1918–1938, JoJZG 2014, 93. 24 OÖLA, BG / LG Linz Sch 310, Vr VI E 429 / 25, Vernehmung der Beschuldigten vom 2. April 1925. Diese Ausführungen weisen zugleich darauf hin, dass es sich bei den
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Verkehrte Leidenschaft Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin
Aus- und Verhandlungsprozesse vor dem Landesgericht Linz 1918 – 1938
Titel
Verkehrte Leidenschaft
Untertitel
Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin
Autor
Elisabeth Greif
Verlag
Jan Sramek Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7097-0205-5
Abmessungen
15.0 x 23.0 cm
Seiten
478
Kategorie
Recht und Politik
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