Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Recht und Politik
Verkehrte Leidenschaft - Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin
Seite - 25 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 25 - in Verkehrte Leidenschaft - Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin

Bild der Seite - 25 -

Bild der Seite - 25 - in Verkehrte Leidenschaft - Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin

Text der Seite - 25 -

25 Zu Terminologie und Typologien Elisabeth Greif • Verkehrte Leidenschaft ¶ D. » Gleichgeschlechtliche « Sexualität – Zu Terminologie und Typologien Historisch gesehen stellen sowohl » die Homosexualität « als auch » die Homosexuellen « relativ junge Phänomene dar. Zu Beginn des in dieser Arbeit untersuchten Zeitraums wiesen die Begriffe weder einen fest um- rissenen Inhalt auf, noch waren sie allgemein gebräuchlich oder deck- ten sich mit den – ohnehin eher spärlichen – Selbstbezeichnungen der Betroffenen. Auch der Terminus » gleichgeschlechtlich « eignet sich nur bedingt als Sammelbegriff für Erscheinungen, deren historischer und kultureller Kontext im Einzelnen stark divergiert. So konstatiert Leila J. Rupp, dass zahlreiche Forschungsarbeiten unter der Bezeichnung » gleichgeschlechtlich « ( sexuelle ) Phänomene zusammenfassen, in die zwar zwei Körper mit den gleichen Genitalien involviert sind, für die aber ein anderer Unterschied, wie etwa Alter, Klasse oder soziales Ge- schlecht bedeutsamer ist als die » Gleichgeschlechtlichkeit «.87 Der von Rupp kritisierten Verallgemeinerung entgeht die von Randolph Trum- bach vorgeschlagene Typologie – zumindest in jenen Teilbereichen, in denen sie auf Altersunterschiede und Unterschiede im sozialen Ge- schlecht Bezug nimmt. Dementsprechend unterscheidet Trumbach zwischen einem intergenerationellen Typus ( erwachsene Männer ver- kehren mit jüngeren Männern ), einem intersexuellen Typus ( Männer wie Frauen lösen sich aus ihrer zugewiesenen Geschlechterrolle und nähern sich der Rolle des anderen Geschlechts ) und einem modernen Typus ( Ich-Identität im Sinne Foucaults, entspricht dem modernen Ho- mosexualitätskonzept ).88 In den rechtswissenschaftlichen Quellen wie auch in den untersuchten Strafakten stößt man freilich auf eine große Vielfalt gleichgeschlechtlicher Sexualitäten, die sich auch mit Hilfe der Trumbachschen Typologie nur teilweise erfassen lassen. Nur bedingt ins Schema scheinen jene gleichgeschlechtlichen Sexualakte zu passen, die – wenigstens nach den Aussagen der Beteiligten – aus einer Gelegen- heit heraus beziehungsweise aus Mangel an der Möglichkeit verschie- dengeschlechtlicher Sexualität stattfanden, ohne dass ein signifikanter 87 Vgl Rupp Leila J., Toward a Global History of Same-Sex Sexuality, Journal of the History of Sexuality 2001, 287 ( 287 f ). In ähnlicher Weise problematisiert Rupp auch den Begriff » Sexualität «. 88 Vgl Trumbach Randolph, London’s Sodomites: Homosexual Behavior and Western Culture in the 18 th Century, Journal of Social History 1977, 1; dazu auch Dobler Jens, Duldungspolitik 16.
zurĂĽck zum  Buch Verkehrte Leidenschaft - Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin"
Verkehrte Leidenschaft Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin
Aus- und Verhandlungsprozesse vor dem Landesgericht Linz 1918 – 1938
Titel
Verkehrte Leidenschaft
Untertitel
Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin
Autor
Elisabeth Greif
Verlag
Jan Sramek Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7097-0205-5
Abmessungen
15.0 x 23.0 cm
Seiten
478
Kategorie
Recht und Politik
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Verkehrte Leidenschaft