Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Recht und Politik
Verkehrte Leidenschaft - Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin
Seite - 85 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 85 - in Verkehrte Leidenschaft - Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin

Bild der Seite - 85 -

Bild der Seite - 85 - in Verkehrte Leidenschaft - Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin

Text der Seite - 85 -

85 Zusammenfassung Elisabeth Greif • Verkehrte Leidenschaft ¶ des Begriffs » Unzucht « dazu, dass zunehmend mehr Verhaltensweisen den Tatbestand des § 129 I b StG 1852 erfüllen konnten. Zur Untermau- erung dieser Ansicht bediente sich der Oberste Gerichtshof zweier un- terschiedlicher Argumentationsstränge. Er stellte zunächst auf die his- torische Entwicklung des Straftatbestandes der gleichgeschlechtlichen Unzucht ab, der eine Vielzahl von Verhaltensweisen kriminalisiert hatte und sich keineswegs auf Beischlaf oder beischlafähnliche Handlungen beschränkt hatte. Als untrüglicher Hinweis darauf sei ferner die Pöna- lisierung gleichgeschlechtlicher Akte zwischen Frauen zu sehen, die nach herrschendem Sexualitätsverständnis nicht beischlafähnlich sein konnten. Da der Gesetzgeber aber unzüchtige Akte zwischen Frauen mit Strafe bedrohte, wollte er den Begriff Unzucht wohl weit verstanden wissen. Die ausdehnende Interpretation der Rechtsprechung traf sich mit den Erkenntnissen der Sexualwissenschaft, die den Blick weniger auf den Geschlechtstrieb und seine Äußerungsformen als vielmehr auf das Begehren und das Innenleben der nunmehr als » Konträrsexualen « bezeichneten Betroffenen gelenkt hatte. Wenngleich das Anliegen vie- ler Sexualwissenschafter eher in die Richtung ging, die Strafbarkeit der gleichgeschlechtlichen Unzucht zu beseitigen, so lieferten ihre Schrif- ten, in denen sie dem Analverkehr seine zentrale Bedeutung abspra- chen und auf die prinzipielle Gleichartigkeit der unterschiedlichen se- xuellen Befriedigungsformen verwiesen, eine argumentative Grundlage für die Ausweitung des Tatbestandes.
zurück zum  Buch Verkehrte Leidenschaft - Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin"
Verkehrte Leidenschaft Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin
Aus- und Verhandlungsprozesse vor dem Landesgericht Linz 1918 – 1938
Titel
Verkehrte Leidenschaft
Untertitel
Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin
Autor
Elisabeth Greif
Verlag
Jan Sramek Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7097-0205-5
Abmessungen
15.0 x 23.0 cm
Seiten
478
Kategorie
Recht und Politik
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Verkehrte Leidenschaft