Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Recht und Politik
Verkehrte Leidenschaft - Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin
Seite - 119 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 119 - in Verkehrte Leidenschaft - Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin

Bild der Seite - 119 -

Bild der Seite - 119 - in Verkehrte Leidenschaft - Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin

Text der Seite - 119 -

119 Zur gerichtsgutachterlichen Praxis Elisabeth Greif • Verkehrte Leidenschaft ¶ licherweise selbst » konträrsexuelle Neigungen « hatte: So habe Maria E. den Wunsch geäußert, sie wolle sich mit dem gleichen Wasser waschen wie Leopoldine S. » und solche › Tanz ‹. Einmal zeigte sie [ Leopoldine S. ] ein Fläschen [ sic ! ] Parfum und sagte [ ihr ], daß [ sie ] dasselbe mitbe- nützen dürfe, wenn [ sie ] › ihrs angreifen lasse ‹. « 478 Franz E. jedoch, dem die Anklageschrift Notzucht und Verführung zur Unzucht vorwarf und der nach eigenen Angaben » den höchsten Genuss habe, wenn [ er ] zwei nackte Frauen sehe und befriedigen kann « 479, attestierte man gleichge- schlechtliche Neigungen: » Zunächst ist daran festzuhalten, dass bei E. ein homosexuel- ler Zug besteht [ ! ], und zwar ein gewisser Narzissmus insofern, als er seit seinem 13ten Lebensjahre bis in die Jetztzeit hinein, also auch während seiner beiden Ehen, in ziemlich exzessiver Weise die Selbstbefriedigung pflegte. Einen gleichgeschlechtli- chen Verkehr, sei es nun mit jugendlichen oder älteren Männern lehnt er ab. « 480 Die wegen Verführung zur Unzucht und Unzucht wider die Natur ange- klagte Maria E. fand lediglich in einem Nebensatz Erwähnung: » Insbe- sonders die zweite Frau [ Maria E. ] dürfte gleichfalls sexuell krankhaft veranlagt sein, da sie an dem Mädchen P. Betastungen, also mehrmin- der homosexuelle Akte [ ! ] vollzog. « 481 Franz E. wurde zu einem Jahr, seine Gattin zu acht Monaten schwerem Kerker verurteilt. Als mildernd wurde im Fall des Franz E. eine » psychopathische Veranlagung « gewer- tet, eine etwaige » krankhafte Veranlagung « von Maria E. wurde als Mil- derungsgrund nicht in Betracht gezogen. Selbst in dem einzigen Fall, in dem einer weiblichen Beschuldigten eine » perverse Veranlagung « als Milderungsgrund zugestanden wurde, holte man kein Sachverständi- gengutachten ein. Die sexuelle Veranlagung von Franziska K., die 1936 wegen versuchter Verleitung zur Unzucht wider die Natur zu drei Mo- naten schwerem Kerker, verschärft durch einen Fasttag und ein hartes 478 OÖLA, BG / LG Linz Sch 347, 9 Vr 1242 / 29, Zeuginnenvernehmung vom 19. Au- gust 1929. 479 OÖLA, BG / LG Linz Sch 347, 9 Vr 1242 / 29, Befund und Gutachten vom 13. Novem- ber 1929. 480 OÖLA, BG / LG Linz Sch 347, 9 Vr 1242 / 29, Befund und Gutachten vom 13. Novem- ber 1929. 481 OÖLA, BG / LG Linz Sch 347, 9 Vr 1242 / 29, Befund und Gutachten vom 13. Novem- ber 1929.
zurück zum  Buch Verkehrte Leidenschaft - Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin"
Verkehrte Leidenschaft Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin
Aus- und Verhandlungsprozesse vor dem Landesgericht Linz 1918 – 1938
Titel
Verkehrte Leidenschaft
Untertitel
Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin
Autor
Elisabeth Greif
Verlag
Jan Sramek Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7097-0205-5
Abmessungen
15.0 x 23.0 cm
Seiten
478
Kategorie
Recht und Politik
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Verkehrte Leidenschaft