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Verkehrte Leidenschaft - Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin
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195 Elisabeth Greif • Verkehrte Leidenschaft ¶ V. Das Verfahren A. Einleitung Die Auswirkungen des sexualwissenschaftlich-medizinischen Diskur- ses auf die Gesetzgebung zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren gering. Alle Versuche, vermittels der in der Sexualwissenschaft vertretenen The- sen über Heredität, Anlagebedingtheit und Krankheitswert der konträ- ren Sexualempfindung eine Straf- oder wenigstens Schuldlosigkeit der » unzüchtig Handelnden « zu erwirken, waren fehlgeschlagen.792 In den politischen Auseinandersetzungen über eine Reform des » Unzuchtspa- ragraphen « hatte sich die Sexualwissenschaft nicht durchzusetzen ver- mocht. Stärkeren Einfluss hatten sexualwissenschaftliche Wissensbe- stände dagegen auf die oberstgerichtliche Rechtsprechung und die Rechtslehre entfaltet: Hier griff man zur Klärung der Tatbestandsmä- ßigkeit einzelner Handlungen bereitwilliger auf die sexualwissenschaft- liche Forschung darüber zurück, wie konträrsexuell Veranlagte ihren Geschlechtstrieb befriedigten.793 Auch in erstinstanzlichen Unzuchtsverfahren lassen sich unter- schiedliche Wissensbestände über das » Unzüchtige « ausmachen. Ob und wie die einzelnen Wissensbestände Eingang in ein Verfahren fan- den, wurde durch die jeweilige Sprechsituation bestimmt, für deren konkrete Ausgestaltung wiederum das Strafprozessrecht ausschlagge- bend war. Das Strafverfahrensrecht regelte, in welchen Fällen ein psy- chiatrisches Gutachten über Beschuldigte einzuholen war,794 welche An- forderungen an Beweismittel zu stellen waren, ob sich Beschuldigte und Angeklagte eines Verteidigers bedienen konnten oder ob ihnen sogar von Amts wegen ein Verteidiger beigegeben werden musste. Straf- prozessuale Regelungen bestimmten ferner auch, ob gegen jugendliche und erwachsene Beschuldigte nach denselben Vorschriften vorzugehen war, ob Berufsrichter alleine oder gemeinsam mit Laienrichtern und 792 Siehe Kapitel III und IV. 793 Siehe Kapitel II. 794 Ausführlich dazu siehe auch Kapitel III.
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Verkehrte Leidenschaft Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin
Aus- und Verhandlungsprozesse vor dem Landesgericht Linz 1918 – 1938
Titel
Verkehrte Leidenschaft
Untertitel
Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin
Autor
Elisabeth Greif
Verlag
Jan Sramek Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7097-0205-5
Abmessungen
15.0 x 23.0 cm
Seiten
478
Kategorie
Recht und Politik
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