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Verkehrte Leidenschaft - Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin
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247 Anzeigen durch Sicherheitsbehörden Elisabeth Greif • Verkehrte Leidenschaft ¶ mit ihm zur Polizei gegangen war. Um den Namen jenes Mannes nicht nennen zu müssen, von dem Walter S. sich – wiewohl selbst nach eige- nen Angaben nicht » abnormal veranlagt « – für gleichgeschlechtliche Handlungen bezahlen ließ und von dem er weiterhin Geld zu erlangen erhoffte, erzählte er zunächst folgendes: Zwei unbekannte Männer hät- ten ihn abends am Fußballplatz des Sportvereins Urfahr auf eine Bank gelegt, entkleidet und ihm » gegen 60 bis 80 Schnitte, vermutlich mit einem Taschenmesser an den beiden Oberschenkeln beigebracht « 1033. Anschließend hätte einer der Männer das aus den Wunden sickernde Blut aufgesaugt. Danach seien die beiden geflohen, wohin, könne er nicht angeben. Den Beamten erschienen diese Angaben nicht glaub- würdig. An den angeblichen Tatort geführt und mit der Unwahrschein- lichkeit seiner Schilderung konfrontiert, widerrief Walter S. seine Er- zählung teilweise: Es habe sich lediglich um einen Mann gehandelt, der ihm die Schnittwunden zugefügt habe. Nachdem man Walter S. mit einem möglichen Verdächtigen konfrontierte, änderte er seine Schilde- rung abermals. Er berichtete nun, wie er etwa drei Monate zuvor einen Mann kennengelernt und sich, da er arbeitslos war, in der Hoffnung auf Geldleistungen auf unzüchtige Handlungen eingelassen habe. Er habe diesen Mann dann noch wiederholt getroffen, mit ihm geschlecht- lich verkehrt und dafür Geldbeträge erhalten. Anlässlich ihres letzten Zusammentreffens habe ihn der Mann mit einer Rasierklinge an bei- den Oberschenkeln geritzt und anschließend das Blut abgeleckt. Diese Verletzung habe sein Stiefvater entdeckt und daraufhin Anzeige erstat- tet.1034 Nun konnte der von Walter S. erwähnte Mann als der 46-jährige Geschäftsführer Karl M. ausgeforscht werden. Nachdem sich Walter S.’ Hoffnungen, » dass [ er ] in Zukunft noch hie und da finanziell von ihm [ Karl M. ] unterstützt werde « 1035, zerschlagen hatten, nannte er noch eine verdächtige Person: » S. gab weiters an, dass ein gewisser › ARSCHI ‹, welcher in der Römerstrasse, Nummer unbekannt wohnhaft ist, mit M. ebenfalls geschlechtlich verkehrte. « 1036 Hinter diesem Spitznamen ver- barg sich der sechzehnjährige Hilfsarbeiter Siegfried W., gegen den nun gleichfalls ermittelt wurde. 1033 OÖLA, BG / LG Linz, Sch 490, 6 E Vr 2218 / 36, Meldung vom 23. November 1936. 1034 Vgl OÖLA, BG / LG Linz, Sch 490, 6 E Vr 2218 / 36, Bericht vom 25. November 1936. 1035 OÖLA, BG / LG Linz, Sch 490, 6 E Vr 2218 / 36, Niederschrift vom 26. November 1936. 1036 OÖLA, BG / LG Linz, Sch 490, 6 E Vr 2218 / 36, Bericht vom 25. November 1936 ( Her- vorhebung im Original ).
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Verkehrte Leidenschaft Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin
Aus- und Verhandlungsprozesse vor dem Landesgericht Linz 1918 – 1938
Titel
Verkehrte Leidenschaft
Untertitel
Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin
Autor
Elisabeth Greif
Verlag
Jan Sramek Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7097-0205-5
Abmessungen
15.0 x 23.0 cm
Seiten
478
Kategorie
Recht und Politik
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