Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Recht und Politik
Verkehrte Leidenschaft - Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin
Seite - 335 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 335 - in Verkehrte Leidenschaft - Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin

Bild der Seite - 335 -

Bild der Seite - 335 - in Verkehrte Leidenschaft - Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin

Text der Seite - 335 -

335 Darstellungen vor Gericht Elisabeth Greif • Verkehrte Leidenschaft ¶ Friedmann setzte ihr entgegen, dass es vor allem die Öffentlichkeit des Verfahrens sei, die dazu beitrage, die Würde der Rechtsprechung zu wahren.1511 Gleichzeitig schuf der volksöffentliche Prozess eine Verbin- dung zwischen dem Recht und den Bürgerinnen und Bürgern. Sie sollte verhindern, dass die Gerichtsbarkeit als » dunkle, in ihren Auswirkun- gen nicht zu bestimmende, unberechenbare, unheilvollen Einflüssen unterliegende Sphinx « 1512 wahrgenommen wurde. Öffentliche Verfah- ren ließen das Rechtssystem » sichtbar « werden und unterstrichen da- mit seinen Geltungsanspruch.1513 Trotzdem gegen die Volksöffentlich- keit immer wieder Bedenken geäußert wurden, ermöglichte gerade sie dem Strafverfahren ein Publikum, vor dem sich die sinnlich wahrnehm- bare Darstellung abstrakter Rechtsnormen vollziehen konnte. Würde und Ansehen des Rechts wie auch des Gerichts entstanden tatsächlich nämlich nicht von selbst – gleichsam aus sich heraus – oder waren dem Recht immanent. Sie mussten durch entsprechende Insze- nierungen erst hervorgebracht werden. Daran beteiligt waren die un- terschiedlichsten Akteure und Akteurinnen des Strafverfahrens. So be- einflusste die Volksöffentlichkeit des Prozesses nicht nur die innere, sondern auch die äußere Gestalt der Strafverfahren. Sie verlangte nach Gerichtsgebäuden, in denen ein entsprechendes Publikum überhaupt Platz finden konnte. Die architektonische Gestaltung dieser eigens zum Zweck der Rechtsprechung errichteten Gebäude diente dazu, Macht und Bedeutung des Rechts zu versinnbildlichen.1514 Dem Landesgericht Linz stand ab Mitte des 19. Jahrhunderts ein ursprünglich frei stehen- der, langgestreckter, dreigeschossiger Bau mit vier Flügeln und zwei Innenhöfen zur Verfügung.1515 Der Gebäudekomplex bot neben den Ver- 1511 Friedmann Otto, Geheime Verhandlungen und Wahrung von Geheimnissen im ge- richtlichen Verfahren ( 1895 ) 2. 1512 Malaniuk Wilhelm, Strafprozeßreform und Kabinettsjustiz, Gerichts-Zeitung 1930, 198 ( 201 ). 1513 Zur Inszenierung juristischer Prozesse vgl Boehme-Neßler Volker, BilderRecht 171 ff mit weiteren Nachweisen. 1514 Vgl Boehme-Neßler Volker, BilderRecht 177; Wulf Christoph, Ritual und Recht. Per- formatives Handeln und mimetisches Wissen, in Schwarte Ludger / Wulf Christoph ( hg ), Körper und Recht. Anthropologische Dimensionen der Rechtsphilosophie ( 2003 ) 29 ( 31 ). 1515 Vgl Thaler Herfried / Steiner Ulrike, Die profanen Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Linz. Die Landstrasse – Obere und Untere Vorstadt ( 1986 ) 218. Zur Architek- tur von Gerichtsgebäuden siehe auch Gephart Werner, Recht als Kultur. Zur kultur- soziologischen Analyse des Rechts ( 2006 ) 238 ff.
zurück zum  Buch Verkehrte Leidenschaft - Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin"
Verkehrte Leidenschaft Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin
Aus- und Verhandlungsprozesse vor dem Landesgericht Linz 1918 – 1938
Titel
Verkehrte Leidenschaft
Untertitel
Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin
Autor
Elisabeth Greif
Verlag
Jan Sramek Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7097-0205-5
Abmessungen
15.0 x 23.0 cm
Seiten
478
Kategorie
Recht und Politik
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Verkehrte Leidenschaft