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Zusammenfassung
Elisabeth Greif • Verkehrte Leidenschaft ¶
tragen, wurde allerdings noch seltener Gebrauch gemacht als von den
Rechtsmitteln der Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung. Jenen Beru-
fungen, mit denen die Urteile des Landesgerichtes Linz im Hinblick
auf die Schuld bekämpft wurden, war in den Verfahren wegen gleich-
geschlechtlicher Unzucht sämtlich kein Erfolg beschieden.
Im Unterschied zur Erhebung eines Rechtsmittels eröffnete das
Stellen eines Gnadengesuchs den Verurteilten und ihnen nahe stehen-
den Personen neben der Möglichkeit, für die urteilsmäßig festgestell-
ten » Tatsachen « alternative Lesarten anzubieten auch die Gelegenheit,
Umstände anzuführen, die bei der Urteilsfällung nicht berücksichtigt
worden waren oder werden konnten. Dazu zählten neben Reuebekun-
dungen, Erklärungsangeboten für die inkriminierten Handlungen
und radikalen Umdeutungen der Vorfälle vor allem auch Hinweise auf
durch das Urteil und den Strafvollzug hervorgerufene wirtschaftliche
Notlagen sowie die Berufung auf sexualwissenschaftliche » Erkennt-
nisse «. Adressat des Gnadengesuchs war nicht ein höherinstanzliches
Gericht, sondern der Bundespräsident als Gnadeninstanz. Die Gewäh-
rung eines Gnadenaktes hing von seinem Ermessen ab. Tatsächlich ge-
währt wurde eine gnadenweise Strafnachsicht oder Tilgung der Verur-
teilung freilich nur selten.
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Verkehrte Leidenschaft
Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin
Aus- und Verhandlungsprozesse vor dem Landesgericht Linz 1918 – 1938
- Titel
- Verkehrte Leidenschaft
- Untertitel
- Gleichgeschlechtliche Unzucht im Kontext von Strafrecht und Medizin
- Autor
- Elisabeth Greif
- Verlag
- Jan Sramek Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7097-0205-5
- Abmessungen
- 15.0 x 23.0 cm
- Seiten
- 478
- Kategorie
- Recht und Politik