Seite - 21 - in Grigia
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ihr, wenn er auch noch ihre Schulter spürte; sein ganzes Leben war ihm
gerade so weit entrückt, daß er es noch da wußte, aber nimmer die Hand
darauf legen konnte. Sie regten sich stundenlang nicht. Tage mochten
vergangen sein und Nächte, Hunger und Durst lagen hinter ihnen, wie ein
erregtes Stück Wegs, sie wurden immer schwächer, leichter und
verschlossener; sie dämmerten weite Meere und wachten kleine Inseln.
Einmal fuhr er ganz grell in so ein kleines Wachen auf: Grigia war fort; eine
Gewißheit sagte ihm, daß es eben erst geschehen sein mußte. Er lächelte; hat
ihm nichts gesagt von dem Ausweg; wollte ihn zurücklassen, zum Beweis für
ihren Mann … ! Er stützte sich auf und sah um sich; da entdeckte auch er
einen schwachen, schmalen Schimmer. Er kroch ein wenig näher, tiefer in den
Stollen hinein – sie hatten immer nach der andern Seite gesehen. Da erkannte
er einen schmalen Spalt, der wahrscheinlich seitwärts ins Freie führte. Grigia
hatte feine Glieder, aber auch er, mit großer Gewalt, müßte sich da vielleicht
durchzwängen können. Es war ein Ausweg. Aber er war in diesem
Augenblick vielleicht schon zu schwach, um ins Leben zurückzukehren,
wollte nicht oder war ohnmächtig geworden.
Zur gleichen Stunde gab, da man die Erfolglosigkeit aller Anstrengungen
und die Vergeblichkeit des Unternehmens einsah, Mozart Amadeo Hoffingott
unten die Befehle zum Abbruch der Arbeit.
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Buch Grigia"
Grigia
- Titel
- Grigia
- Autor
- Robert Musil
- Datum
- 1924
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 21
- Kategorien
- Weiteres Belletristik