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Albin. Immerhin.
Rollin. Ich nicht. Und was ich hier so eigenthümlich finde, ist, daß alle
scheinbaren Unterschiede sozusagen aufgehoben sind. Wirklichkeit geht in
Spiel über – Spiel in Wirklichkeit. Sehen Sie doch einmal die Marquise an.
Wie sie mit diesen Geschöpfen plaudert, als wären sie ihresgleichen. Dabei ist
sie … …
Albin. Etwas ganz Anderes.
Rollin. Ich danke Ihnen, Chevalier.
Wirthzu Grain. Also, wie war das?
Grain. Was?
Wirth. Die Geschichte mit der Tante, wegen der Du zwei Jahre im
Gefängnis gesessen bist?
Grain. Ich sagte Ihnen ja, ich habe sie erdrosselt.
François. Der ist schwach. Das ist ein Dilettant. Ich hab’ ihn noch nie
gesehen.
Georgettekommt rasch, wie eine Dirne niedrigsten Ranges gekleidet. Guten
Abend, Kinder! Ist mein Balthasar noch nicht da?
Scaevola. Georgette! Setz’ Dich zu mir! Dein Balthasar kommt noch immer
zurecht.
Georgette. Wenn er in zehn Minuten nicht da ist, kommt er nicht mehr
zurecht – da kommt er überhaupt nicht wieder.
François. Marquise, auf die passen Sie auf. Die ist in Wirklichkeit die Frau
von diesem Balthasar, von dem sie eben spricht und der sehr bald kommen
wird. – Sie stellt eine ganz gemeine Straßendirne dar, Balthasar ihren
Zuhälter. Dabei ist es die treueste Frau, die man überhaupt in Paris finden
kann.
Balthasar kommt.
Georgette. Mein Balthasar! Sie läuft ihm entgegen, umarmt ihn. Da bist Du
ja!
Balthasar. Es ist alles in Ordnung. Stille ringsum. Es war nicht der Mühe
werth. Es hat mir beinah leid um ihn gethan. Du solltest Dir Deine Leute
besser ansehn, Georgette – ich bin es satt, hoffnungsvolle Jünglinge wegen
ein paar Francs umzubringen.
François. Famos … .
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Der grüne Kakadu
- Titel
- Der grüne Kakadu
- Autor
- Arthur Schnitzler
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 44
- Schlagwörter
- Groteske, Wahrheit, Lüge
- Kategorien
- Weiteres Belletristik