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Rollin. Er ist wie entrückt. Merken Sie nur. Geben Sie Acht … er hat
irgend eine fürchterliche That begangen.
François. Er ist etwas theatralisch. Es ist, wie wenn er sich zu einem
Monolog vorbereiten würde.
Wirth. Henri, Henri, woher kommst Du?
Henri. Ich hab’ Einen umgebracht.
Rollin. Was hab’ ich gesagt?
Scaevola. Wen?
Henri. Den Liebhaber meiner Frau.
Der Wirth sieht ihn an, hat in diesem Augenblick offenbar die Empfindung,
es könne wahr sein.
Henrischaut auf. Nun ja, ich hab’ es gethan, was schaut Ihr mich so an? Es
ist nun einmal so. Ist es denn gar so verwunderlich? Ihr wißt doch alle, was
meine Frau für ein Geschöpf ist; es hat so enden müssen.
Wirth. Und sie – wo ist sie?
François. Sehen Sie, der Wirth geht drauf ein. Merken Sie, das macht die
Sache so natürlich.
Lärm draußen, nicht zu stark.
Jules. Was ist das für ein Lärm da draußen?
Lansac. Hören Sie, Séverine?
Rollin. Es klingt, wie wenn Truppen vorüberzögen.
François. Oh nein, das ist unser liebes Volk von Paris, hören Sie nur, wie
sie gröhlen. Unruhe im Keller, draußen wird es still. Weiter Henri, weiter.
Wirth. So erzähl’ uns doch, Henri! – Wo ist Deine Frau? Wo hast Du sie
gelassen?
Henri. Ah, es ist mir nicht bang um sie. Sie wird nicht daran sterben. Ob
der, ob der, was liegt den Weibern dran? Noch tausend andere schöne Männer
laufen in Paris herum – ob der oder der –
Balthasar. Möge es allen so gehn, die uns unsere Weiber nehmen.
Scaevola. Allen, die uns nehmen, was uns gehört.
Commissärzum Wirth. Das sind aufreizende Reden.
Albin. Es ist erschreckend … . . die Leute meinen es ernst.
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Der grüne Kakadu
- Titel
- Der grüne Kakadu
- Autor
- Arthur Schnitzler
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 44
- Schlagwörter
- Groteske, Wahrheit, Lüge
- Kategorien
- Weiteres Belletristik