Seite - 42 - in Der grüne Kakadu
Bild der Seite - 42 -
Text der Seite - 42 -
Marquis. Ich bin fassungslos, liebe Séverine, daß ich Sie gerade heute in
dieses Lokal bringen mußte!
Séverine. Warum? mühsam. Es trifft sich wunderbar. Man sieht nicht alle
Tage einen wirklichen Herzog wirklich ermorden.
Rollin. Ich fasse es noch nicht.
Commissär. Ruhe! – Keiner verlasse das Lokal! –
Grasset. Was will der??
Commissär. Ich verhafte diesen Mann im Namen des Gesetzes.
Grassetlacht. Die Gesetze machen wir, Ihr Dummköpfe! Hinaus mit dem
Gesindel! Wer einen Herzog umbringt, ist ein Freund des Volkes. Es lebe die
Freiheit!
Albinzieht den Degen. Platz gemacht! Folgen Sie mir, meine Freunde!
Léocadie stürmt herein über die Stufen.
Rufe. Léocadie!
Andere. Seine Frau!
Léocadie. Laßt mich hier herein! Ich will zu meinem Mann! Sie kommt
nach vorne, sieht, schreit auf. Wer hat das gethan? Henri!
Henrischaut sie an.
Léocadie. Warum hast Du das gethan?
Henri. Warum?
Léocadie. Ja, ja, ich weiß warum. Meinetwegen, Nein, nein, sag’ nicht
meinetwegen. Soviel bin ich mein Lebtag nicht werth gewesen.
Grassetbeginnt eine Rede. Bürger von Paris, wir wollen unsern Sieg feiern.
Der Zufall hat uns auf dem Weg durch die Straßen von Paris zu diesem
angenehmen Wirth geführt. Es hat sich nicht schöner treffen können.
Nirgends kann der Ruf: »Es lebe die Freiheit!« schöner klingen als an der
Leiche eines Herzogs.
Rufe. Es lebe die Freiheit! Es lebe die Freiheit!
François. Ich denke, wir gehen – das Volk ist wahnsinnig geworden. Gehn
wir.
Albin. Sollen wir ihnen die Leiche hier lassen?
Séverine. Es lebe die Freiheit! Es lebe die Freiheit!
Marquis. Sind Sie verrückt?
42
zurück zum
Buch Der grüne Kakadu"
Der grüne Kakadu
- Titel
- Der grüne Kakadu
- Autor
- Arthur Schnitzler
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 44
- Schlagwörter
- Groteske, Wahrheit, Lüge
- Kategorien
- Weiteres Belletristik