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Guido Adlers Erbe - Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
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© 2017, V&R unipress GmbH, Göttingen ISBN Print: 9783847107217 – ISBN E-Lib: 9783737007214 Dabei wurde offenbar einvernehmlich beschlossen, die Manuskripte der Musiksammlung derÖNB zu überantworten, die übrigen Bestände aber dem Musikwissenschaftlichen Institut einzuverleiben, soweitdortnichtbereitsvor- handen. Fünf Tage später teilte Schenk demKurator derWissenschaftlichen Hochschulen inWienmit, dassman beschlossen habe, „eine genaue Inventa- risierungdesvorhandenenMaterialsdurchzuführen,umDoppelstücke,die für dasMusikwissenschaftliche Seminar ohneWert seien, anderenWiener Insti- tuten zuführen zu können“.32 Schenk stellte – erfolgreich – einenAntrag, für seinenMitarbeiter Carl Brand einen Arbeitsurlaub vomMilitärdienst zu er- langen, um„einewissenschaftlich geschulteHilfskraft zwecksAufstellung des Inventars“ zu erhalten. DiesemAntrag wurde stattgegeben, CarlMaria Brand erstellte einvollständiges Inventar. 1.786/42.Augenzeuge dieses Vorgangs war Rudolf von Ficker, der sich – gemäß eigener Aussage in einemMemorandum für dieUntersuchung desUnterrichtsministeriums nach demEndedesNS-Regimesvom28.Mai1945,das sichunteranderemimNachlassWellesz (Anm.13)befindet–nachWienbegebenhatte,weilMelanieAdler ihmnichtmehraufseine Briefeantwortete(vgl.auchAnm.28).BeidieserGelegenheitsollennachderDarstellung in besagtemMemorandum(S.2f.) die berüchtigtenWorte Schenks gefallen sein: „Bei einem Besuche immusikwissenschaftlichen Seminarwar ich zufällig Zeuge, wie dort gerade die BibliothekAdlers samtallenpersönlichenDokumentenabgeladenundaufgestapeltwurde. Prof. Schenk,den ich früherpersönlichnichtkannte, teiltemirzurAufklärungmit,Frl.Dr. Adlerhabe sich ,saudumm‘benommen, siehabe sichgegendasGesetz vergangen,weil sie gegendievonihmbeiderGestapobewirkteBeschlagnahmederBibliothekprotestierthätte. Siesei jetzt flüchtig,werdejedochvonderGestaposchongefundenwerdenunddannheisse es ,Marsch,nachPolen‘!ÜberdasweitereSchicksalFrl.Dr.Adlershabe ichseitdemnichts mehrvernommen.SiebliebspurlosverschwundenundesbestehtwohlkeinZweifel,dasssie demihr vonProf. SchenkzugedachtenSchicksal trotzallerGegenbemühungenzumOpfer gefallen ist.“ (vgl. Anm.28). In einemweiterenMemorandum (Anm.31) hat von Ficker ergänzt:„Inmeinerbereits imMemorandumerwähnteneinzigenUnterredungmit ihm(am 8.5.1942)erklärteProf.Schenk,erhätteFrl.Dr.AdlerdenVorschlaggemacht,dieBibliothek dem Seminare zu überlassen, wogegen er ihr die Ausreise nach Italien verschafft hätte. Infolge ihrer Weigerung sei er genötigt gewesen, die Bibliothek durch die Gestapo be- schlagnahmen zu lassen. Dies sei ihm auch ,von oben‘ – vermutlichmeinte er damit die DozentenführungderUniversität? – nahe gelegt worden.“Natürlichmuss derWahrheits- gehaltderAussagenvonFickersdahingestelltbleiben.DassvonFickeroffensichtlichbemüht war, Schenk in schlechtestemLicht darzustellen – angeblich, umdessen Lehrstuhl zu er- langen (so Schenks eigenerVerdacht, vgl. Pape: Erich Schenk (Anm. 1), S. 424f.) –, stellt jedochnochkeine faktischeWiderlegung seinerAussagendar.Diese zeitigten imÜbrigen keinerleiKonsequenzen.ErichSchenkwurdenachdemKrieg inder ebenerwähntenFuß- notevonallenVorwürfenfreigesprochen,undzwarvonjenemSektionschefOttoSkrbensky, der vom Ständestaat bis in die Nachkriegszeit imMinisterium durchgängig für die Uni- versitätenzuständiggewesenwar(vgl.IrmgardSchartner:DieStaatsrechtlerderjuridischen Fakultät derUniversitätWien im ,Ansturm‘ desNationalsozialismus.UmbrüchemitKon- tinuitäten. Frankfurt/Main: Peter Lang 2011, S. 304–308). Der originale Briefwechsel mit Melanie Adler, den von Ficker an Skrbensky angeblich über einen französischen Besat- zungssoldatenübermittelte, ist verschollen. 32 Brief vom13.Mai1942 inSN(Anm.5). WolfgangFuhrmann74 Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0
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Guido Adlers Erbe Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
Titel
Guido Adlers Erbe
Untertitel
Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
Herausgeber
Stefan Alker-Windbichler
Murray Hall
Markus Stumpf
Verlag
V&R unipress GmbH
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-7370-0721-4
Abmessungen
15.5 x 23.2 cm
Seiten
316
Schlagwörter
Political Science, National Socialism, Nazi-looted, musical life, provenance research, Nationalsozialismus, NS-Raub, Musikleben
Kategorie
Kunst und Kultur
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