Seite - 142 - in Guido Adlers Erbe - Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
Bild der Seite - 142 -
Text der Seite - 142 -
© 2017, V&R unipress GmbH, Göttingen
ISBN Print: 9783847107217 – ISBN E-Lib: 9783737007214
(Stempel) gegeben sei. Auch die Angabe, dass der Bestand dzt. versiegelt sei,
erscheint interessant, denn späteren Aussagen von Brand folgend sichtete
SchenkdasMaterial sofort nachderAnlieferung (dazu später). Erst für später
wurde eine Inventarisierung angedacht, wohingegen Schenk von einem Be-
schluss,diesedurchzuführenunddieDublettenabzugeben, spricht.Auchsind
dieAussagenbezüglichderAufteilungdesBestandesunterschiedlich.Insgesamt
alswesentlichzubetrachtenistdieAufklärungüberdieRechtslage,denndamit
wird ersichtlich, dass der Reichsstatthalter inWien nur ein Vorschlagsrecht
hatte,wohingegendieLetztentscheidungbeiBerlinerMinisterien lag.Während
sich Schenk bezüglich des Mitarbeiters Carl Maria Brand an den Kurator
wandte,meldete sichderGeneralreferentbeimStadtkommandantenvonWien,
GeneralHeinrichStümpfl (1884–1972):
DerAssistentdesMusikwissenschaftl. InstitutesderUniv.WienDr.KarlMariaBrandt
[Brand,Anm.] ist dzt. alsOberschütze zurWehrdienstleistung eingezogenund steht
beimStandortkommandoWien, also bei der von Ihnen geleitetenMilitärbehörde in
Verwendung.
Nun hat das musikwissenschaftliche Institut zur treuhändigen Verwaltung die Bi-
bliothekunddieSammlungendesverstorbenenProfessorsderUniv.WienDr.Guido
Israel[handschriftlicheingefügt,Anm.]Adlerübernommen.DienachseinemTodezu
Gunsten des Deutschen Reichs infolge des staatsfeindlichen Verhaltens der Erben
eingezogen wurde. Dem Reichsstatthalter inWien obliegt es, die vorhandenen Be-
stände aufzunehmen und an die zuständigen Reichsminister Antrag auf endgültige
VerwendungdiesesVermögensobjektes zustellen.
DerLeiterdesMusikwiss. InstitutesProf.Dr.SCHENKhaterklärt,dasser selbstnach
EinziehungseinerbeidenAssistentenzurWehrdienstleistungundnachseinereigenen
Beanspruchung für die wissenschaftl. Vorlesungen, Prüfungen und die Forschung
völligausserstandesei,dieInventarisierungdieserBeständeselbstzubesorgenundhat
seinenobgenanntenAssistentenals geeigneteKrafthiefürnamhaft gemacht.
IchmöchteSienunsehrbitten,demOberschützenDr.BrandtzudiesemZweckeinen
einmonatigenUrlaubzuerteilen,dendieserausschliesslichfürdieKatalogisierung[s]-
und Inventarisierungsarbeit der BibliothekAdler zu verwendenhätte. NachAussage
der fürdie Liquidierungder eingezogenenVermögenschaften zuständigenAbteilung
des Reichsstatthalters inWienmuss die Inventarisierung raschestens durchgeführt
werden.DerReichstatthalter inWienistanderOrdnungdieserAngelegenheit lebhaft
interessiert, da die Bestände auf verschiedenenWiener Instituten undHochschulen
aufgeteilt werden sollen, wofür die Katalogisierung die unerlässliche undwichtigste
Voraussetzungbildet.
Siewürdenuns zugrossemDankverpflichten,wennSiedieserBitteGehör schenken
wollten undmich ehestens wissen liessen, ob esmöglich ist, denOberschützenDr.
BrandtdieseneinmonatigenUrlaubzugewähren.215
215 ÖStA, AdR, BMU, Sektion Kunstwesen, Karton 130, GZ 3.786/42, Aktenvermerk Tho-
masberger, Eckmann u. [?, unleserlich] bez. Bibliothek Adler – Aufteilung, 18.5.1942.
Entwurf, SchreibendesGeneralreferentenanGeneral Stümpfl,Kommandant inWien.
MarkusStumpf142
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Guido Adlers Erbe
Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
- Titel
- Guido Adlers Erbe
- Untertitel
- Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
- Herausgeber
- Stefan Alker-Windbichler
- Murray Hall
- Markus Stumpf
- Verlag
- V&R unipress GmbH
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-0721-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.2 cm
- Seiten
- 316
- Schlagwörter
- Political Science, National Socialism, Nazi-looted, musical life, provenance research, Nationalsozialismus, NS-Raub, Musikleben
- Kategorie
- Kunst und Kultur