Seite - 148 - in Guido Adlers Erbe - Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
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© 2017, V&R unipress GmbH, Göttingen
ISBN Print: 9783847107217 – ISBN E-Lib: 9783737007214
sowohl von Schenk als auch in der Literatur nur verkürzt dargestellt worden
waren: Neben den Hauptprofiteuren Musikwissenschaftliches Institut der
UniversitätWienundNationalbibliothekwarendiesdieUniversitätsbibliothek
Wien,dieBibliothekderHochschule fürMusik inWien(Universität fürMusik
undDarstellende Kunst inWien), die Bibliothek der Gesellschaft derMusik-
freunde inWien sowie dieMusikschule der StadtWien, die Sammlung Alter
Musikinstrumente des KunsthistorischenMuseums, die von der Volksbüche-
reistelle betreute Zentralbibliothek und schließlich auch die Forschungsstelle
desmusikwissenschaftlichen InstitutsderUniversitätWien inFlorenz.
Zu letzterer kann sarkastisch angemerkt werden, dass zwarMelanie Adler
nichtdieFluchtnachItaliengelang,aberletztlichzumindesteinpaarBücherder
ihrgehörendenBibliothekGuidoAdlersdort landeten. ImAkt liegendieListen
mit denBüchernundNoten sowiedenMarkierungender obengenannten In-
stitutionen.Die Erbenunddie Institutionenhätten für eineRückgabenur in-
formiertwerdenmüssen.
Nachkriegszeit
NachKarl AlbrechtWeinberger steht die Person Erich Schenk und seine un-
behelligt gebliebenen „antisemitischeAnschauungen“ symptomatisch für jene
zahlreichenFälle,„anderenFolgendie,ÖsterreichischeSeele‘ inder2.Republik
bis heute laboriert“.245 Wie aus vorangegangenen Zitaten bereits ersichtlich,
erhoben derMusikhistoriker Rudolf von Ficker, aber auch dieMusikwissen-
schaftlerAlfredEinstein (1880–1952),Knud Jeppesen (1892–1974) sowieEgon
Wellesz (1885–1974)undandere,nachdemZweitenWeltkriegschwerwiegende
Vorwürfe gegenErich Schenk. Schenk, der nach 1945 auch die Rückkehr von
EgonWellesz verhinderte246, war später noch in antisemitischeEreignisse ver-
wickelt. So etwa 1961, als er einDoktoratsvorhaben zumKomponisten Franz
Schreker(1878–1934)angeblichmitdenWorten„ÜbereinenJudenkönnenSie
beimirnichtpromovieren“beendete.247
NebenanderenAkteuren,wie etwaRichardMeister (1881–1964) – einMit-
glied der „Bärenhöhle“ –, der ab 1945 als Prorektor derUniversitätWienund
alsVizepräsident derÖsterreichischenAkademie derWissenschaftenwesent-
245 KarlAlbrechtWeinberger: „ÜbereinenJudenkönnenSiebeimirnichtpromovieren“. In:
Botstein/Hanak (Hg):Quasiuna fantasia (Anm.104), S. 7–8,hierS. 7.
246 GerhardScheit,WilhelmSvoboda: FeindbildGustavMahler.ZurAbwehrderAntisemiti-
schenModerne inÖsterreich.Wien:Sonderzahl 2002, S. 156.
247 Vgl. ebd., S. 154–160 und 281–289. Anzumerken ist, das Schreker im zuvor angeführten
LexikonderJudeninderMusik(Anm.105)–andessenNeuauflagenSchenkzumindestals
Informantmitarbeitete–verzeichnetwurde(AusgabeAugust1940, Sp.250–251).
MarkusStumpf148
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Guido Adlers Erbe
Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
- Titel
- Guido Adlers Erbe
- Untertitel
- Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
- Herausgeber
- Stefan Alker-Windbichler
- Murray Hall
- Markus Stumpf
- Verlag
- V&R unipress GmbH
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-0721-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.2 cm
- Seiten
- 316
- Schlagwörter
- Political Science, National Socialism, Nazi-looted, musical life, provenance research, Nationalsozialismus, NS-Raub, Musikleben
- Kategorie
- Kunst und Kultur