Seite - 160 - in Guido Adlers Erbe - Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
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© 2017, V&R unipress GmbH, Göttingen
ISBN Print: 9783847107217 – ISBN E-Lib: 9783737007214
DawährendderNS-ZeitderVölkischeBeobachterdaseinzigeOrganwar,dassichrein
finanziell wissenschaftliche und kulturelle Beiträge leisten konnte, ist es klar, dass
Schenk dort seinemusikwissenschaftlichen Artikel erscheinen liess.Wenn dadurch
dashiesigeNiveaudesVölkischenBeobachters gehobenwurde, sokanndarauskein
Vorwurf für Schenk konstruiert werden, wohl aber dies für die Güte seiner Artikel
sprechen.289
Während SkrbenskysAusführungen zumVölkischen Beobachter bereits –wie
vonHallundKöstnerdargestellt290–einenklarenAffrontdarstellte, somachte
seinnächstesArgumentMelanieAdler zur Schuldigen für ihr Schicksal: „Was
SchenkfürÄusserungenüberdasspätereVerhaltenderTochterAdlersgemacht
hat,maghart erscheinen. Jedenfalls aber stehtSchenkmit seinerMeinung,die
Genannte hätte sich die Verschickung nach Theresienstadt [sic!] durch ihr
unklugesVerhalten selbst zuzuschreiben gehabt, nicht vereinzelt da.“291Nach-
demnunMelanieAdler selbstdieSchuld für ihreDeportationundErmordung
zugesprochenwordenwar, wurde Skrbenskywenig später imDezember 1950
wiedermitdemRückgabefallAdlerbefasst. Skrbenskydekretiertedabei jenen
TeildesNachlassesalsderUniversitätWienzugehörig,dernunimJahr2013von
derUniversitätWienandieErbennachAdlerzurückgegebenwurde(siehedazu
später unddenBeitrag vonUlrikeDenkundThomasMaisel indiesemBand).
AuchwenndereigentlicheAnlassimPersonalaktSchenksnichtersichtlichist
– der deutsch-amerikanischeMusikwissenschaftler Leo Schrade (1903–1964)
hatteangeregt,einKomitee imFallErichSchenkeinzurichten292–,soteilte1952
die InternationaleGesellschaft fürMusikwissenschaft in Basel – derenMitbe-
gründerGuidoAdlergewesenwar–Schenkmit,dasssieBedenkenwegenseiner
Haltung in der Sache der Adler-Bibliothek habe,293weswegen Schenk imUn-
terrichtsministerium die Bekanntgabe der Untersuchungsergebnisse monier-
te.294LetztlichführtedieszueinerSanktionierungderAneignungderBibliothek
durch den Bundesminister Ernst Kolb (1912–1978): „Das Bundesministerium
hatdieseAnschuldigungennacheingehenderPrüfungderdamaligenVorgänge
als unrichtig erkanntund Ihr korrektesVerhaltenbeiUebernahmederBiblio-
thekdurchdasmusikwissenschaftliche Institut derUniversität imSinne einer
Vermögenssicherung festgestellt.“295
289 ÖStA,AdR,BMU,PASchenk,Fol. 191–194,Gz.32890/I-1/50.
290 Vgl.Hall/Köstner:Nationalbibliothek (Anm.2), S. 298–299.
291 ÖStA,AdR,BMU,PASchenk,Fol. 191–194,Gz.32890/I-1/50.
292 ÖNB,Musiksammlung, F13Wellesz 1240, SchreibenRudolf vonFicker anEgonWellesz,
13.1.1953.
293 ÖStA, AdR, BMU, PASchenk, Fol. 215, Schreiben InternationaleGesellschaft fürMusik-
wissenschaft anErichSchenk, 7.6.1952.
294 ÖStA,AdR,BMU,PASchenk,Fol. 213, SchreibenSchenkanSkrbensky, 25.6.1952.
295 Archiv Musikfreunde, Schenk-Nachlass, Schreiben Bundesminister Kolb an Schenk,
30.6.1952, zit. n.: Sakabe:DieBibliothekvonGuidoAdler (Anm.2), S. 12.
MarkusStumpf160
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Guido Adlers Erbe
Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
- Titel
- Guido Adlers Erbe
- Untertitel
- Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
- Herausgeber
- Stefan Alker-Windbichler
- Murray Hall
- Markus Stumpf
- Verlag
- V&R unipress GmbH
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-0721-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.2 cm
- Seiten
- 316
- Schlagwörter
- Political Science, National Socialism, Nazi-looted, musical life, provenance research, Nationalsozialismus, NS-Raub, Musikleben
- Kategorie
- Kunst und Kultur