Seite - 83 - in Handbuch der Ornamentik - Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
Bild der Seite - 83 -
Text der Seite - 83 -
Greifen und Chimären. — Der Löwenkopf. P3
Kentauren, Sphinxe, die assyrischen Mannlöwen, Löwen- und
Adlermenschen vereinigen den menschlichen Körper mit dem tierischen.
Die Verbindung verschiedener Tiergestalten unter sich führt zu Bil-
dungen, deren hervorragendste Vertreter Greifen und Chimären
sind. Der Greif entsteht dadurch, dass dem Rumpf des Löwen der
Kopf und die Flügel eines Adlers zugegeben werden. Die vorderen
Füfse gehören dann entweder dem Vogel oder dem Löwen an. Wie
der Löwe in Beziehimg zum Wasser, so steht der Greif im Altertum
in Bezug zum Feuer, daher sein häufiges Vorkommen zusammen mit
Kandelabern in Friesen u. s. w. In der Heraldik ist der Greif das
Symbol der Weisheit und der Wachsamkeit.
Unter den Sammelbegriff der Chimären werden die übrigen mit
dem Greifen nicht identischen Verbindungen gezählt, als da sind:
geflügelte Löwen, Löwen mit Widderköpfen u. s. w. Chimären und
Greifen werden in der modernen Kunst nicht selten als Wappenhalter
benützt.
Tafel 45.
1. Antiker Greif. Architektur-Fragment im Museum zu Neapel.
2. Römischer Greif. Architektur-Fragment.
3. Greif in Flachrelief. Renaissance.
Tafel 46.
1. Kopf eines assyrischen Adlermenschen. 1 On'ginale im britischen
2. Kopf eines assyrischen Löwenmenschen. / Museum in London.
3. Römische Chimäre. Original im Museum des Vatikan in Rom.
4. Sitzender Greif. Zwickelfüllung von einer Bankstütze aus dem
Schloss Gaillon. Französische Renaissance von Jean Fain aus Rouen.
(F. A. M. cours d'omement.)
5. Geflügelter Löwe aus einem Fries vom Grabmal des Loys de
Bresze in der Kathedrale zu Rouen. 1535—1543. Original
Alabaster. Französische Renaissance.
6. Wappenhaltende Chimäre vom neuen Louvre in Paris. (Treppe
des Pavillon Mollien). Modem. (Baldus.)
7. Sitzende Chimäre. Von der Casa S. Isidora in Santiago in Chili.
Original gelber Älarmor. Modem französisch. (Raguenet.)
Der Löwenkopf. (Tafel 47 u. 48.)
Eine noch umfassendere Verwendung, als sie der ganzen Figur
des Löwen zu Teil wird, erfährt der Löwenkopf. Als Wasserspeier
an den Tempeln der Alten, als Wasserausguss an Gefäfsen, mit einem
Ring im Rachen als Griff und Thürklopfer an den Portalen des
Mittelalters und der Renaissance, als rein dekoratives Element an
6*
Handbuch der Ornamentik
Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Titel
- Handbuch der Ornamentik
- Untertitel
- Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Herausgeber
- Franz Sales Meyer
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 1937
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.6 x 15.7 cm
- Seiten
- 628
- Kategorie
- Kunst und Kultur