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94 Der Adler.
Sehr frühe, etwa zur Zeit Karls des Grofsen, tritt der Adler in
die Heraldik ein, in der er nächst dem Löwen die meist verwendete
Tierfigur vorstellt. (Beispielsweise führen Deutschland, Österreich,
Preufsen, Frankreich unter dem zweiten Kaiserreich, sowie die Ver-
einigten Staaten von Noramerika den Adler in ihren Staatswappen.)
Seine heraldische Auffassung weicht sehr von der Natur ab. Mit
Ausnahme des Blau erscheint er in allen gebräuchlichen Tinkturen.
Der Adler mit zwei Köpfen — Doppeladler — ist eine byzantinische
Erfindung. (Näheres über den heraldischen Adler: Abtheilung III,
Gruppe Heraldik.) Der heraldische Adler ist eine höchst omamentale
Figur, so dass er vom Mittelalter ab bis auf den heutigen Tag nicht
nur als Wappenschild, sondern zu rein dekorativen Zwecken: als
Intarsia, in Metall gesägt oder geätzt, in Leder geschnitten, gestickt,
gewirkt und gemalt, auf Waffen und Gerät, am Mobiliar, als Decken-
bild und Wanddekoration u. s. w. vielfach verwendet wird.
Unsere Figuren stellen den Adler sowohl naturalistisch als stilisiert
in verschiedenen Stellungen und Ausführungen dar; Tafel 53 zeigt
ihn heraldisch. (Vergl. Tafel 284.)
Tafel 52.
1. Junger Adler in einer Scutella (Schüssel. Schale); römisch.
2. Römischer Adler. Eckfigur am Postament der Trajanssäule in
Rom. (Raguenet.)
3. Römischer Adler. Museum des Vatikan; Rom. (Raguenet.)
4. Römischer Adler, in einem Eichenkranz stehend. Flachrelief vom
Forum des Trajan stammend, jetzt in S. S. Apostoli in Rom.
(De Vico, trenta tavole etc.)
5. Sitzender Adler, modern (Gerlach, das Gewerbemonogramm).
Tafel 53.
1. Romanischer Adler. Relief im germanischen Museum in Nürnberg.
2. Gotisierender Adler nach Viollet-le-Duc. (Dictionnaire de l'archi-
tecture.)
3. Gotisierender Adler von einem Ölbilde im germanischen Museum
in Nürnberg.
4. Gotisierender Adler mit Herzschild. Nach Albr. Dürer. (Hirth,
Formenschatz.)
5. Renaissance-Adler. Nach Albr. Dürer. (Hirth.)
6. Renaissance-Adler. (Hirth.)
7. Renaissance-Adler von Wendelin Dietterlin. (Hirth.)
8. Moderner Adler mit Herzschild in Leder geschnitten von O. Hupp
in München. '(Heraldische Meisterwerke.)
Tafel 54.
I. Krönender Adler vom Florapavillon des Louvre in Paris. Architekt
Lefuel. (Baldus.)
Handbuch der Ornamentik
Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Titel
- Handbuch der Ornamentik
- Untertitel
- Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Herausgeber
- Franz Sales Meyer
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 1937
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.6 x 15.7 cm
- Seiten
- 628
- Kategorie
- Kunst und Kultur