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208 Beschlägausläufer. — Quasten.
11. Renaissance-Thürband von einer Thüre aus Ettlingen. Vereinigte
Sammlungen in Karlsruhe.
12. Thürband. Deutsche Renaissance. 1580. Freie Nachbildung von
Prof. Storck. (Zeichenvorlagen.)
Quasten. (Tafel 118.)
Die Textilkunst bereichert die Gruppe der freien Endigungen
hauptsächlich durch Quasten, Fransen und Spitzen. Während die
letzteren beiden laufende Endigungen sind, erscheinen die ersteren
central gebildet und konzentrieren den Abschlufs auf eine bestimmte
Stelle, zumeist auf das Unter-Ende von Schnüren oder spitzzulaufenden
Stoff- und Gewandteilen. So finden sich Quasten in Anwendung an
Gürteln, Glockenzügen und Vorhanghaltern, als Behang von
Flaggen, Standarten, Lambrequins, Kissen, Tischdecken,
Bahrtüchern, Zeltdecken, dann an Anhängetaschen, an der
Mantelkapuze, auf Mützen, am Pferdegeschirr u. s. w.
Die Quaste oder Troddel bildet sich dadurch, dass aus einem
kugeligen, konischen, zylindrischen oder auch reicher profilierten An-
sätze, der seine Verzierung durch Umspinnen und Umflechten erhält,
ein Büschel von Fäden oder Schnüren gerade abfällt. Als Vorbild
kann die Schnur mit einfachem Knoten geten, wobei das Aufdrehen
oder Auflösen der Schnur durch den Knoen verhindert wird, resp.
nur bis zu ihm hin vor sich gehen kann. Die Existenz dieser Kunst-
formen datiert offenbar weit zurück. Die in Khorsabad, Niniveh und
anderorts aufgefundenen Reliefs lassen die alten Assyrer als grofse
Verehrer derartiger Passementerien erscheinen. Wenn späterhin eine
ebenso ausgiebige Verwendung auch nicht wieder zu verzeichnen ist,
so - dürften sich doch mühelos aus allen Stilzeiten Beispiele von
Quasten aufbringen lassen.
Es ist nicht nur die Form, sondern auch die Farbe, die hier
mitzuwirken hat, so dafs die Beispiele unsrer Tafel eigentlich ein an-
schauliches Bild nur zur Hälfte liefern. Eine eingehende Passemen-
teriestudie von Jacob Falke findet sich in Teirich's „Blätter für
Kunstgewerbe", Jahrgang 1875.
Tafel 118.
I. Französischer Damengürtel aus dem 12. Jahrhundert. Nach
Vi )llet-le-Duc.
2—3. Quasten nach Holbein. (Teirich.)
4. Quasten von einem türkischen Pferdegeschirr aus dem 17. Jahr-
hundert. Vereinigte Sammlungen in Karlsruhe.
5. Quaste von einer alten Standarte. Vereinigte Sammlungen in
Karlsruhe.
Handbuch der Ornamentik
Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Titel
- Handbuch der Ornamentik
- Untertitel
- Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Herausgeber
- Franz Sales Meyer
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 1937
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.6 x 15.7 cm
- Seiten
- 628
- Kategorie
- Kunst und Kultur