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210 Ouasten. — Fransen und Lambrequins.
6. Quaste von einer tunesischen Pistole. Vereinigte Sammlungen
in Karlsruhe.
7. Lederquaste von einer Frauentasche. Deutsche Renaissance.
8—IG. Moderne Quasten nach Entwürfen von Aug. Töpfer. (Gewerbe-
halle.)
II. Moderne Quaste von A. Seder in München.
Fransen und Lambrequins. (Tafel 119.)
Wenn am Ende eines Stoffes die diesem Ende parallelen Fäden
ausgezogen werden, so bilden die quer laufenden, stehen bleibenden
Fäden die denkbar einfachste Franse. Werden die Fäden derselben,
um dem Ende eine gröfsere Solidität zu geben, büschelweise unter
sich verknüpft oder verknotet, so entsteht die gewöhnliche Franse.
Die Franse ist jedoch nicht immer das Seibend eines Stoffes, sondern
sie wird in vielen Fällen selbständig für sich hergestellt und den
Enden des Stoffes aufgenäht. In diesem Falle kann sich die Franse
mit einem gewirkten Band kombinieren (Guimpe).
Reichere Fransenbildungen entstehen, indem der Höhe nach eine
Gliederung dadurch geschaffen wird, dass Fransenbüschel von un-
gleicher Länge rhythmisch wechselnd Gruppen bilden (Taf. iig. 2),
oder indem eine horizontale Gliederung angeordnet wird durch
Herstellung hintereinander liegender Quastenreihen von ungleicher
Länge. (Taf. 119. 4.)
Die Franse wird überall da richtig angewandt sein, wo es sich
um einen hängenden stofflichen Abschluss nach unten handelt. In
anderen Fällen, so z. B., wenn der Stoff mit der Franse horizontal
aufliegt, wie bei kleinen Decken, Servietten u. s. w., empfiehlt es sich,
die Fransen kurz zu halten.
Der Fransenschmuck findet sich seit den ältesten Zeiten in An-
wendung, doch sind es wieder die Orientalen, speziell die alten
Assyrer, die diese Form mit Vorliebe benützten. In verschiedenen
nationalen Trachten und in unserer modernen Damentoilette sind
Fransen eine stets wiederkehrende Erscheinung.
Die Renaissance hat die Franse als Besatz von Mobiliargegen-
ständen, in erster Reihe von Sitzmöbeln eingeführt, allerdings nicht
immer mit dem richtigen Stilgefühl.
Als Lambrequins — eine deutsche Bezeichnung, die den Begriff
genau deckte, scheint unsere Sprache nicht zu haben — bezeichnen
wir horizontal laufende, hängende stoffliche Abschlüsse, die nach unten
in bestimmten Umrissen ausgeschnitten und mit Schnüren und Quasten
besetzt, mit Stickereien verziert werden u. s. w. Nach oben hin er-
halten die Lambrequins gewöhnlich eine Fassung durch profilierte
Leisten, sog. Galerien.
Handbuch der Ornamentik
Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Titel
- Handbuch der Ornamentik
- Untertitel
- Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Herausgeber
- Franz Sales Meyer
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 1937
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.6 x 15.7 cm
- Seiten
- 628
- Kategorie
- Kunst und Kultur