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221 Säulenschäfte. — Säulenkapitäle,
Kleinere Säulen, hauptsächlich am Mobiliar, ersetzen den zylindri-
schen Schaft durch reichere kandelaberartige Gliederungen (Taf. 126. 5)
Neben dem plastischen Schmuck findet auch das Flachornament An-
wendung sowohl durch Bemalung als durch die Technik des
Inkrustierens und der Einlegearbeit (Taf. 125. 5).
Wenn all die genannten Ornamentationsweisen mehr oder weniger
dem Zweck und konstruktiven Prinzip der Säule gerecht werden, so
kann das Gleiche nicht behauptet werden, wenn die der Renaissance
folgenden Verfallstile die Säule aus gröfsern und kleinem, abwechselnd
ornamentierten und nicht ornamentierten „Trommeln" zusammenbauen
oder deren Schaft gar schraubenförmig empordrehen oder schrauben-
förmig kannelieren.
Tafel 125.
1. Motiv eines ornamentierten Säulenschaftes Italienische Renaissance.
Grabmal in St. Maria del popolo in Rom. Von Sansovino.
2. Romanische Säulenschaftverzierung.
3. Motiv einer Säulenverziemng aus der Kirche zu Tournus. (Raguenet.)
4. Partie eines römischen Säulenschaftes aus Marmor.
5. Säule mit Intarsienverzierung. Deutsche Renaissance. (Hirth.)
Tafel 126,
1. Kandelaberartige Säule von einem Himmelbett. (Französische
Renaissance.)
2. Untere Partie einer Säule aus dem Dome zu Mainz.
3. Säule vom Palais du commerce in Lyon. (Raguenet.)
4. Säule von einem Diplom von Dir. Hammer in Nürnberg.
5. Säule von einer allegorischen Darstellung von Anton Seder in
Strafsburg. (Gerlach.)
S ä u l e n k a p i t ä l e . (Tafel 127 — 130.)
Ihren oberen Abschluss findet die Säule in dem Kapitäl . Es
bildet die Vermittelung zwischen dem stützenden Stamm und der
aufliegenden Last. Diese Vermittelung kann durch konstrukt iv-
geometr ische oder durch organische Formen geschehen. Häufig
vereinigen sich beide Systeme, so dass eigentlich nur von einem
Vorherrschen des einen oder andern die Rede sein kann.
Das ägyptische Kapitäl nimmt als Vorbild das umgürtete Rohr-
bündel, welches entweder knospenartig geschlossen eine umgekehr t -
kanopische Gestalt (Taf. 127. 4. 5) oder garbenartig aufgeblüht
die Grundform des Kelches zeigt (Taf. 127. 2. 3).
Originelle Kapitäle finden sich im altpersischen Stil. Fig. i
Taf. 127 giebt ein Beispiel aus Persepolis, gebildet aus den Vorder-
teilen phantastischer Einhornges ta l ten (sog. Sattelkapitäl).
Handbuch der Ornamentik
Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Titel
- Handbuch der Ornamentik
- Untertitel
- Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Herausgeber
- Franz Sales Meyer
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 1937
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.6 x 15.7 cm
- Seiten
- 628
- Kategorie
- Kunst und Kultur