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266 Wandarme. — Karyatiden und Atlanten.
3. Schmiedeiserner Schildträger des Gasthauses „zum grauen Wolf"
in Regensburg. Deutsche Renaissance. (Musterornamente.)
4. Schmiedeisemer Träger eines Brunnenrohrs. Kloster Lichten-
thal bei Baden. Deutsche Renaissance. (Gmelin.)
5. Schmiedeiserner Weihwasserbeckenträger von einem Grabkreuze
auf dem Friedhof zu Kirchzarten. Deutsche Renaissance.
(Schau-ins-Land.)
6—7. Schemata schmiedeiserner Stützen für Wasserspeier. Deutsche
Renaissance.
8. Schmiedeiserner Wandarm mit Aushängeschild. Modern. Archi-
tekt Crecelius.
9. Modemer Wandarm aus Schmiedeisen. (Badische Gewerbe-
zeitung.)
Karyatiden und Atlanten (Tafel 149 u. 150.)
Das freieste und reichste Motiv für die Stützenbildung ist die
menschliche Gestalt. Schon in der persischen und ägyptischen
Architektur finden sich menschliche Figuren als Träger von Gesimsen
imd Verdachungen.
Der griechische imd römische Stil benutzen das Motiv ebenfalls
und zwar wird in der dorischen Ordnung hauptsächlich die männliche
Gestalt, im ionischen Stil dagegen die weibliche verwendet. Aus der
Sprache der Antike stammen auch die noch heute geltenden Bezeich-
nungen derartiger Träger. Nach der griechischen Mythologie stützt
Atlas an den Enden der Erde das Himmelszelt Daher leitet sich
die Bezeichnung „Atlanten" für die herkulischen männlichen Träger,
die auch den Namen Telamonen führen. Die Bezeichnung „Karya-
tiden für die weiblichen Träger steht mit der Stadt Karyä im
Peloponnes in Beziehung. Nach der einen Aulfassung sind die Karya-
tiden Nachbildungen der Jungfrauen, die am Fest der Diana im
Tempel zu Karyä tanzten. Nach Vitrav ist ihre Einführung in die
Architektur damit begründet, dass die Bewohnerinnen von Karyä, zur
Strafe für ihre Unterstützung der Perser, in Gefangenschaft geführt
und als Lastträgerinnen benutzt wurden. Kanephoren (Korbträgerinnen)
heifsen die Karyaditen, wenn über ihrem Haupt korbartige Kapitale
als Vermittelung mit der autliegenden Last dienen. Bekannte antike
Beispiele sind die Atlanten am Jupitertempel zu Agrigent und die
Karyatiden der Vorhalle des Erechtheion in Athen.
Das Mittelalter verwendet Atlanten und Karyatiden kaum, dagegen
finden sie reichliche Verwendung in der Kunst der Renaissance und
der folgenden Stile bis heute.
Atlanten und Karyatiden kommen sowohl als freistehende Figuren,
wie mit der Wand verbunden, im Hoch- und Flachrelief vor. Teils
Handbuch der Ornamentik
Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Titel
- Handbuch der Ornamentik
- Untertitel
- Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Herausgeber
- Franz Sales Meyer
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 1937
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.6 x 15.7 cm
- Seiten
- 628
- Kategorie
- Kunst und Kultur